Fett und Muskulös


Was machen eigentlich Placebo? Platten, wie es sich gehört. In London haben sie das neue Werk - samt neuem Drummer - jetzt live vorgespielt.

Ein kackbrauner „Business Complex“ in Südlondon ist der Schauplatz der ersten, natürlich hochexklusiven Live-Präsentation des neuen Placebo-Albums, BATTLE FOR THE SUN. Mitarbeiterdes neuen Placebo-Labels Pias und geladene Schreiberlinge aus ganz Europa stehen in einem penibel ausgeleuchteten Live-Raum. Sie klatschen etwas nervös, als Brian Molko —ohne Make-up und in Schwarz-Weiß gekleidet—mit einem knappen „Hello, we’re Placebo“ grüßt und dann mit seinen zwei Bandkollegen unddiversenHilfsmusikern den schleppend-trocken rockenden Opener „Kitty Litter“ intoniert. Richtigen Applaus gibt es für „For What It’s Worth“, einen Single-verdächtigen Rocker mit Interpol-Intro und enorm treibendem Refrain.

Optisch fällt der neue Drummer Steve Forrest (Steve Hewitt verließ die Band im Herbst 2007 nach zehn Jahren aufgrund „persönlicher und musikalischer Differenzen“) auf: Der 22-Jährige sieht mit Sunnyboy-Look und Ganzkörpertattoos aus wie eine Kreuzung aus Leo Di-Caprio und Bhnk-182-DrummerTravis Barkerund treibt die Band mit simplen, aber wuchtigen Patterns durch Songs wie das brachiale „Happy You’re Gone“ und das hymnenhafte „Speaking In Tongues“ — „Das wollen wir als Single!“, informiert eine Label-Mitarbeiterin die Umstehenden, und auch Molko hat das Lied als „kind oj a favourite“ angekündigt. Bei den neuen Songs dominieren verzerrte, durchgezogene Power-Akkorde statt der komplexeren Gitarrentunings vom letzten Album MEDS (2006), Molkos Texte sind allgemeiner (oder auch: platter) geworden. Gitarre und Drums klingen wieder sehr fett und muskulös, das Songwriting jedoch scheint sich auf ein einfacheres Niveau zurückentwickelt zu haben.

„Manche Sachen fand ich ’n bisschen billig“, grummelt ein Kollege nach der Performance. Laut Band soll das von David Bottril (u.a. Muse, Tool) produzierte Album „lebensbejahend“ sein und „Licht statt Dunkelheit“ anpeilen. Ob ihnen das gelungen ist, wird man am 8. Juni genauer wissen – da erscheint BATTLE FOR THE SUN. Bis dahin mehr in diesem Magazin.

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