Foals, München, 59 to 1


Afro-Dance-Mathrock? Eines der 27 missing links zwischen Bloc Party und Slipknot? Auf jeden Fall die aufregendste Liveband seit... egal!

Vielleicht hat man eben noch gelästert, was der Bohei um diese fünf englischen Bubis soll, Vampire Weekend seien doch besser -jetzt steht man da und guckt belämmert wie der Kojote in einem „Roadrunner“-Cartoon, dem gerade ein Güterzug einen neuen Scheitel gezogen hat. Foals sind auf die Bühne gestapft, haben sich die Instrumente umgeschnallt – cool uncool hoch hängen die Gitarren -, gesenkte Blicke, keine große Grüßerei: Es gilt, die konzentrierte Anspannung zu wahren, die dem Auditorium sogleich ins kollektive Gesicht explodieren wird.

Eine so rückhaltlos und von Minute eins an sich komplett ausschüttende, manisch bewegungsintensive Band hat man lange nicht gesehen. Die kleine Bühne scheint auseinanderfliegen zu wollen, nur zusammengehalten von den unsichtbaren Gummisträngen dieser federnden, peitschenden Musik. Jeder Beat des polyrhytmischen Neo-Wave-Dance-Punk-Math-Rock der Foals spiegelt sich in einer manischen Musikerzuckung – oder fließt aus den Zuckungen erst die Musik? Klar scheint jedenfalls, dass die rasende, hochpräzise, unfassbar energetische, unausweichlich mitreißende Dengelmaschine, die diese Band ist, ins Stottern käme, würde man nur einen von ihnen zwingen, stillzustehen.

Walter Gervers hüpft und wippt selbstvergessen wie im Veitstanz, ist schon nach dem ersten Song außer Atem, peitscht sich dann weiter und das tighteste Zeug aus seinem Bass. Jimmy Smith, bald völlig durchgeschwitzt, pickt tanzend und sich biegend zickig-präzise Afrobeat-Figuren aus der Gitarre. Der scheint’s vierarmige Drummer Jack Bevan trägt ein Low-T-Shirt, was etwa so ist, als würde Dave Lombardo im Belle-&-Sebastian-Leibchen auflaufen.

Speziell Sänger Yannis Philippakis wirkt wie geritten, rennt mit der Alugitarre im Anschlag durchs Publikum zum Mischer; man weiß nicht, ob aus Übermut, oder weil er diesem etwas mitzuteilen hat, fühlt sich aber erst so richtig sicher, als der impulsive Wahnsinnsknabe wieder auf der Bühne ist – ohnehin ein Wunder, dass es bei dem Gefuchtel auf engem Raum da oben keine blutigen Nasen gibt. Die Musik brettert mit einer Wucht daher, die das Album antidotes nur andeutet – Philippakis‘ synkopierte Riffkaskaden, etwa bei „Cassius“, auf Platte ausgewogen im Mix, durchfahren einen wie Stromstöße. Grenzen zwischen Songs scheinen in einem technoiden Strang aus Rhythmen, grandiosen Breaks und spitz-repetitiven Melodien zu verschwimmen. Aber vielleicht rafft man das nur nicht mehr, weil man längst selbst zuckend und tanzend am Gummiband baumelt. W-w-was für eine Band! »>www.wearefoals.com