Frankie goes to Hollywood


Dabei hatten sich die fünf Knalltüten aus Liverpool richtig Mühe gegeben. Aus dem 6. Stock eines römischen TV-Studios flogen Flaschen. Aschenbecher. Hutständer auf die Strada; die italienischen Ordnungshüter hatten alle Hände voll zu tun. Es war fast wie früher, ein schöner Werbegag kurz vor der Europatournee, nur leider hat keiner was von der Randale gemerkt.

Und so ist die Show: Gar nicht so übel, aber irgendwo haben wir das alles schon mal gesehen. Vielleicht lag es am Schneesturm, daß zumindest am zweiten Abend von FGTH in der Wembley Arena noch Tickets zu haben waren.

Immerhin: Was sich bereits bei der ersten Tour 1985 gezeigt hat, wird bestätigt. Frankies Musik paßt in die großen Hallen, die fünf sind eine überzeugende Live-Truppe. echt professionell, richtig gute Unterhaltung fürs Geld. Und falls es da mal Zweifel gegeben hat: Inzwischen beherrschen sie auch ihre Instrumente.

Sänger Holly Johnson hat sich richtig chic gemacht, im feinen Silber-Suit heizt er die Stimmung an: „Scream!! Scream!! Louder!!“ Und sie kreischen, so laut sie können. Da ist es kaum überraschend, daß ausgerechnet Springsteens „Born To Run“ zu einem Höhepunkt der 100-Minuten-Show wird. Back to the roots wie der Album-Titel LIVERPOOL suggeriert? Wenn nur der gute Paul nicht so affig über die Bühne hüpfen würde …

Schon immer haben bei FGTH die Effekte den Mangel an Charisma kompensiert, die perfekte Inszenierung die Seele ersetzt. Aber wieso muß Musik immer Seele haben? Jedenfalls knallen Peter Gills Percussions mit einer Präzision durch den kalten Saal, daß es eine echte Freude ist. Der Sound ist bombig, das würde selbst ihrem Produzenten Trevor Hörn gefallen, wenn er sich je ein Live-Konzert ansehen würde. Blitze zucken, Feuer lodern. Nebel wabern, was will man mehr?

Alles ist noch bombastischer geworden, die Riffs sind perfekt, wenn auch so austauschbar, daß man nicht so recht weiß, ob immer noch „Rage Hard“ dran ist oder schon „War“. „Relax“ oder „Two Tribes“: das läßt sich Neue Show nach altem Muster: Frankies Lack blättert ab alles mit Leichtigkeit zu einem neuen Disco-Stampfer zusammenmischen.

Das Schöne an FGTH waren schon immer nicht die musikalischen Einfälle, sondern die Zutaten, die Skandälchen, Parolen, T-Shirts. Zitate, die Accessoires zwischen Verfremdung und Verarschung. Jetzt zitieren sich FGTH nur noch selber: Statt subversiver Parolen wie „Frankie San Relax“ oder gar „Ami The Unemployed“ wirbt Paul Rutherford nun für Maggie Thatchers Anti-AIDS-Kampagne: „Frankie Says Use Condoms“. Recht hat er. aber besonders witzig ist das alles nicht.