Fünf vor „unhappy“: Pharrell Williams‘ Allgegenwärtigkeit macht nicht mehr glücklich


Er ist quasi der zweite Timbaland. Pharrell produziert, designt und schleicht sich in alles ein, was es zu holen gibt. Es ist Zeit für einen „Pharrell-Detox“. Genug ist genug, findet Jan Schmechtig.

Es ist nicht allzu lange her, da war Timbo in aller Munde und jeder Playlist. Timothy Zachary Mosley oder auch Timbaland genannt, war in jedem nur erdenklichen Chartkracher zu hören („Apologize“, „Promiscious“, „4 Minutes“, etc.). Nachdem er in den vergangenen Jahren zwar weiterhin als Produzent tätig war, aber anscheinend erkannt hat, dass es Zeit wurde sich ein wenig zurückzuziehen und in den Hintergrund zu treten, war es Zeit für eine neue Rampensau.

Pharrell Williams trat immer stärker ins Rampenlicht. Früher mit seinem eher eigenwilligen Kleidergeschmack, dann irgendwann mit seinem neuen Album und ’ner Menge Werbedeals, sorgte er für Aufmerksamkeit. So schaffte Pharrell es, sich mittlerweile auf Platz 1 der momentan nervigsten Musiker zu katapultieren.

Interessanterweise gehen mit der Überpräsenz meist auch die größten Aufträge einher. Kurz vor genervt heißt immer auch die besten Deals abzugreifen. Pharrells jüngster Coup? Eine Kooperation mit dem Luxuslabel Chanel und eine neue, permanente Kollektion mit Adidas. Das Passende an der Chanel Kooperation: Er macht sie zusammen mit Cara Delevingne, die genau wie Pharrell auch ein Hans Dampf in allen Gassen ist, zumindest in Bezug aufs Modeln.

Der eigens dafür komponierte „Song“, bei dem Cara „singt“, war allerdings nicht der Rede wert. Das Haltbarkeitsdatum von Williams lief eigentlich schon zum Ende der „Happy“-Manie aus. Weinen im Fernsehen bei Oprah über massenhaft kopierte „Städteversionen“ des Videos von überall auf der ganzen Welt, Dauerschleife und -thema im Fernsehen: Pharrell war die musikalische Ice-Bucket-Challenge, bei der man zum Schluss auch nicht mehr wusste, ob man nun mitmachen oder es einfach hassen sollte. Bei ihm tut es einem dann auch irgendwie Leid, denn der Pharrell ist ja eigentlich ein guter und sympathischer Kerl, soweit man das vom Schreibtisch aus beurteilen kann. Wie bereits erwähnt, gibt es kurz vor der kommunikativen Schmerzgrenze immer die besten Deals. Wer kann es ihm und den anderen Beispielen also übel nehmen, nicht alles mitzunehmen, was man kriegen kann.

Schwierig wird es dann nur, wenn andere Künstler so produziert werden, dass es nicht mehr nach dem Künstler klingt. Das hat Pharrell jüngst mit „Bush“, dem neuen Album von Snoop Dogg, getan. Das ist nämlich 10 Prozent Snoop und 90 Prozent Williams. An dieser Stelle hoffen wir übrigens, dass Lady Gaga nicht irgendwann auch noch unter die Produzenten geht. Wir wären nicht happy!

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Jan Schmechtig bloggt unter Horstson.de über Männermode und Musik – und in loser Regelmäßigkeit auf musikexpress.de.