Fugees


Where Fugees at? Reunion sieht anders aus: In der kaum halb ausverkauften Köln-Arena boten Wyclef, Lauryn (und Pras) verbraucherfreundliche Nachlaßverwaltung.

Daß es eine Enttäuschung gewesen wäre, kann man so nicht sagen. Nicht, weil an diesem Abend in der KölnArena, neun Jahre nach Veröffentlichung von THE SCORE, dem mit über 17 Millionen Einheiten „bestverkaufendsten HipHop-Album aller Zeiten“, tatsächlich die prophezeite „triumphale Rückkehr“ der Fugees stattgefunden hätte – das tat sie ganz entschieden nicht. Doch wer hätte mit Triumphen auch ernsthaft gerechnet? Zu ermüdet war man nach einer knappen Dekade voll mit Ankündigungen über die bevorstehende Wiedervereinigung der mehr [Lauryn Hill, Wyclef Jean] oder weniger (Pras Michel) erfolgreichen Solokünstler einerseits und deren gegenseitigen Anschuldigungen andererseits. Zu ernüchtert auch über das, was man vom ersten Deutschland-Gig dieser Reunion-Tour in der peinlich leeren Color-Line-Arena in Hamburg gehört hatte.

Dan es in Köln kaum voller ist. nimmt man gar nicht mal so erschrocken zur Kenntnis, als nach den Voracts (Schiffschauketbremser-Reggae und käsiger Soulrock) das Saallicht den Blick auf die nicht einmal zur Hälfte gefüllte Arena freigibt. Dann: Licht aus, und der Fugees-DJ macht in einem Zehn-Minuten-Set (Grandmaster Flash, Snoop Dogg etc.) klar, worum es in den nächsten gut zwei Stunden gehen wird: verbraucherfreundliche Nachlaßverwaltung. Erst kommt – mit „Jump Around“-Wyclef auf die Bühne, dann – langer Mantel, riesiger Afro unter roter Strickmütze, dazu Highheels – „R&B-Ikone“ Lauryn Hill. Als dritter, fast unbemerkt, dann Präs. der. abgesehen von seinem einzigen Solo-Hit „Ghetto Superstar“ im Weiteren wenig zu melden hat. Was folgt, ist eine soundmäßig streckenweise schlimme und insgesamt halbgare Performance. Klar gibt es von „FugeeLa bis zum erschütternd blöd runtergebratzten „Killing Me Softly“ alle Fugees-Hits nebst Solo-Ergüssen in einem stimmigen und energetischen Mix. Klar sieht man „hands in the air“ (vor allem wenn Wyclef sich das explizit vom Publikum wünschte). Aber, lustig einstudiertes Bühnen-Gekabbel hin oder her: Reunion sieht anders aus. So richtig Spaß an seiner Rolle als Entertainer scheint einzig Wyclef zu haben, der als geübter Populist halt weiß, wie man das macht. Der mit seiner Gitarre erst den Santana, dann den Bob Marley „No Woman No Cry“) macht und mit politischen Null-Statements (gegen Bush, für Marihuana; da schau her) die Leute genauso kriegt wie mit Bodyguard-bewehrten Crowdsurf-Aktionen und Beckenbauer-T-Shirt. Kurz nach elf ist dann Schluß mit „Take It Easy“, der oldschooligen ersten Single des für irgendwann später in 2006 angekündigten neuen Fugees-Albums. Darf man gespannt sein? Hm.

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