„Leaving Songs“ heißt das zweite Soloalbum des Tindersticks-Sängers Stuart Staples. “ Da hält der Fan die Luft an: Wendet er sich komplett von seiner Band ab? Der Titel verweist keineswegs aufs Weglaufen“, sagt er beruhigend. Vielmehr ging es darum, eine gewisse Aufbruchstimmung einzulangen. Ich hatte Angst, musikalisch zu stagnieren. Deshalb wuchs in mir das Gefühl, ich müsse was Altes zurücklassen.“ Der Duktus entsprang – auch bevor Staples nach Nashville auszog, um LEAVING SONGS aufzunehmen einem sehr aufgeräumten Geist. Seine Stimme mag nach dem Schmerz, der ganzen Welt klingen, doch er selbst hält nicht viel von plakativem Leiden: Das hebe ich mir für meine Songtexte auf. Ich habe doch auch gar keinen Grund zu klagen, ich habe schließlich den besten Beruf der Welt. „Sein Songwriting versteht er jedoch wirklich als harte Arbeit: Ich beneide alle, denen gute Songs und Melodien quasi in den Schoß fallen“, seufzt er. Ich brauche oft gefühlte tausend Jahre, bis ich zufrieden bin. Und manchmal führt mich diese Arbeit zu einem Ergebnis, mit dem ich nie gerechnet hatte, als ergäbe sich das eigentliche Bild erst mit dem letzten Puzzleteil.“ So ist leaving songs zu aller- und nicht zuletzt seiner Überraschung wesentlich dichter und durcharrangierter ausgefallen als der Vorgänger. Die beiden Alben, von Anfang an als Doppelpack geplant, trennen verschiedene Produktionsweisen und nicht zuletzt ein Haufen Streicher. „Es war wie verhext“, grinst Staples, aber sie haben mir gefehlt, die Streicher. Zuerst wollte ich solo sehr reduziert

arbeiten. Manchmal muß man losgehen, um was zu finden, nicht kopflos, sondern mit offenen Augen.“ Nun ist er der Stagnationsfalle elegant entkommen und kann zur Band zurückkehren. Hat er doch bewiesen, daß der Weg das Ziel sein kann, wenn es um hervorragende Songs geht. www.tindersticks. co.uk