Green Day: Quadrobushia


Kurz vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen ergehen sich viele Musiker in peinlicher Polemik. Nicht so Green Day.

Viel haben sie in den letzten Jahren nicht zustande gebracht – zumindest musikalisch. Nachdem sie in den 90ern mit DOOKIE, INSOMNIAC und NIMROD zu Punk-Millionären wurden, legten Green Day eine kreative Pause ein. Sie heirateten, bekamen Kinder, ließen sich scheiden, unterzogen sich Sehnenscheiden- und Knie-OPs und Spaß-Projekten wie The Frustractors und Pinhead Gunpowder. „Wir brauchten einfach ein bisschen Abstand von allem. Das hat uns sehr gut getan“, konstatiert Sänger/Gitarrist Billie Joe Armstrong. Und zwar so gut, dass sie jetzt, mit Anfang 30, das „ambitionierteste Album vorlegen, das wir je gemacht haben.“ Nämlich keine rotznäsigen Punk-Ditties mehr, sondern AMERICAN IDIOT. Eine Rockoper im Sinne von TOMMY, QUADROPHENIA und THE WALL – mit epischen Neun-Minuten-Songs, welche die Geschichte vom „Jesus der Vorstädte“, einem frustrierten Teenager im modernen Amerika, erzählen ein Dasein ohne Perspektive, ohne Rechte. Dafür aber mit Angst, Krieg, Billigjobs und eingeschränkten Freiheiten. Orwells 1984 ist Wirklichkeit geworden. Und der Schuldige für Billie Joe gefunden: ein texanischer Redneck, der die Massenmedien manipuliert, keine Ahnung von gar nichts hat und jedwede Diplomatie mit Füssen tritt. Der AMERICAN IDIOT hat einen Namen: George W. Bush. „Er hat die Welt, wie wir sie kannten, ein für alle Mal zerstört – wie ein schlechter amerikanischer Tourist, der mit seiner Ignoranz alle Kulturen beleidigt.“ Deswegen gilt es ihn so schnell wie möglich abzusetzen. Etwa indem Green Day punkvoter.com, die Anti-Bush-Initiative von NoFX-Sänger Fat Mike, unterstützen, für Rock The Vote spielen und in „Holiday“ als Nazi und zweiten Hitler titulieren. „Kerry ist zwar auch nicht perfekt, aber doch das kleinere Übel“, sagt der politisierte Punk aus San Francisco. Und hat eine ganz persönliche Botschaft für Mr.Bush: „Wenn sie dich aus dem Weißen Haus schmeißen und du wieder in Texas bist, bleib auf deiner Farm. Das ist besser für alle.“ Michael Moore wird’s gerne hören.