Groove Armada können unerkannt einkaufen. Die Stars aber reißen sich um sie.


Groß und dürr ist er, hat einen kauzigen Haarschnitt und ein dickes Kassengestell auf der Nase. Wenn es darum geht, jung und hip zu wirken, besitzt Andy Cato schlechte Karten. Aber wer muss schon cool aussehen, wenn er es bereits ist? „Es ist noch nie passiert, dass mich jemand auf offener Straße erkannt hat“, sinniert der Mittzwanziger. Dabei ist er die Hälfte eines Duos, das derzeit Stadtgespräch bei allen Club-Gängern ist: Groove Armada. Mit Partner Tom Findlay legt er im Londoner „Fabric“-Club auf und hat sogar eine eigene Radio-Show.

Nicht schlecht für ein Landei, das Ende der Neunziger ins Pop-Mekka kam, um seine eigene Turntable-Variante zu realisieren: sphärische Flows mit Funk-, Blues- und Soul-Anleihen, die zunächst niemanden interessierten. Also veröffentlichten Croove Armada ihr ’97er-Debüt „Northern Star“ auf einem Indie-Label, eröffneten ihren eigenen Club und warteten. Und tatsächlich: Bald kamen von den etablierten Größen oft nur noch uninspirierte Soloalben oder überflüssige Live-Platten. „Sie haben ihre Kreativität gegen Geld, Parties und Drogen getauscht und vergessen, was wichtig ist“, glaubt Andy. Der Armada hingegen gelang mit „Vertigo“ der Einstieg in die UK Top 20 – und die Auszeichnung zum „Best Newcomer“ (Brit Awards). Von da an dauerte es nicht lange, bis sich interessierte Promis meldeten. Etwa Elton John, der sie zum 30. Geburtstag des „Interview“-Magazines einlud – neben Herrschaften wie Liz Hurley, Puff Daddy oder Calvin Klein.

Ein unvergeßlicher Abend. Andy Cato erinnert sich: „Kein Schwein wusste, wer wir sind. Ich bin durch die Fotografen-Riege gegangen, ohne einmal abgelichtet zu werden. Die haben uns wahrscheinlich für ungeladene Gäste gehalten. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass wir zum Ausgang eskortiert werden.“ Weniger amüsant verlief dagegen die Zusammenarbeit mit Pop-Queen Madonna. Die engagierte die beiden für einen Remix von „Music“, vergaß aber die entsprechende Credits und benutzte die Armada-Version auch noch für ihre Welttournee. „Wir haben bei ihrem Management angefragt,ob wir uns das mal ansehen könnten. Und die haben nein gesagt!“ Was Andy fast so hart traf wie die Tatsache, dass das bandeigene Fußball-Team unlängst gegen eine Boygroup-Auswahl verlor. „Die Typen von Westlife mit den Darstellern dieser schrecklichen Seifenoper ‚Holly Oaks‘ – der reinste Albtraum. Sie verbringen den ganzen Tag im Fitnesscenter. Wir dagegen sind lange auf, trinken Bier und wurden total abgeledert.“ Bevorzugte Kick-Termine sind übrigens freie Tage während der Tourneen, die die Groove Armada als neunköpfiges Ensemble bestreitet. So auch im Oktober, wenn das dritte Album, „Goodbye Country (Hello Nightclub)“, präsentiert wird, das viele sphärische Sounds und illustre Gäste wie Altmeister Richie Havens enthält. Wenn alles klappt, nehmen sie den Woodstock-Veteran sogar mit auf Tour. Denn: „Wer soll uns mit diesem Coach noch schlagen?“

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