Voxtrot


Brothers in Conflict: Fünf Texaner beweisen sich.

Jason Chroms, der Bassist der texanischen Jungsband Voxtrot, macht zu Beginn erstmal eine Foto von seinem Publikum. Er sieht ein bisschen aus, als ob er sich wundert, was wohl so viele Menschen hierhergetrieben haben könnte. Ramesh Srivastava, der Sänger mit der blond gefärbten Stirnlocke, guckt verblüfft strahlend die Leute an, die Offenbar wegen der Songs hierhergekommen sind, die er geschrieben hat, und die – noch erstaunlicher für ihn. wie er später seinen Zuhörern verrät – diese Songs tatsächlich zu kennen scheinen. Das sind alles Allgemeinplätze, solche Sachen sagt jede Band, die zum ersten Mal „im Ausland“ tourt – aber Voxtrot mag man diese kindliche Freude abnehmen. Diesen fünf, die irgendwie immer noch nach College aussehen, glaubt man ihren staunenden Enthusiasmus gerne. Ramesh Srivastava und Jason Chronis hüpfen auf der Bühne herum wie kleinejungen, die versuchen, an die Decke zu kommen, der Rest der Band bleibt umso gesitteter, und es ist unklar, ob das Professionalität ist oder Schüchternheit. Diese ganze Unreife ist furchtbar sympathisch, aber manchmal beißt sie sich auch ein bisschen mit den seltsam hochtrabenden Ambitionen der augenscheinlich hochmotivierten Künstler. Voxtrot strecken sich immer nach Größe, nach der allumfassenden Geste und sind dabei doch so ungestüm und zappelig, dass man ihnen lieber einen Basketball und ein Trampolin geben möchte als ein Streicherensemble und eine Armada Blechbläser. Im Konzert sind die schönen Songs des etwas dick aufgetragenen und poliert produzierten (obschon ziemlich tollen) Debütalbums direkter, präsenter, pointierter, nur ein halbseidener Hall auf Srivastavas Stimme wirft nochmal die Frage nach Schönheit und Kitsch auf. Beim kecken Twee-Stück „Raised ByWolves“ von der ersten EP sehnt man sich ein bisschen nach der verschmitzten Leichtigkeit der frühen Bandtage zurück, als die ganze Kunst noch im Kleinen und im Feinen lag. aber spätestens mit dem fantastischen Song-Song „Stephen“ haben Voxtrot Herz und Verstand ganz auf ihrer Seite. Ihre Emphase ist mitreißend, ihre Gitarren-Klavier-Jubel-Arrangements sind herzensgut, und dieser Srivastava kann Songs schreiben wie nicht so viele seiner Altersgenossen. Es stimmt fast alles bei Voxtrot – es ist das „fast“, das einen manchmal mit den Zähnen knirschen lässt. Aber dann wirft man schon wieder die Arme hoch und heißt die nächste Hymne willkommen. Vielleicht haben wir hier eine der talentiertesten Bands ihrer Generation gesehen. Wir wissen es nicht genau, und vielleicht ist genau das sehr gut so. M

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