Haarspaltereien


Mickey Rourke würde diesen Film lieber nicht gedreht haben. Regisseur Mike Hodges zog seinen Namen zurück. Nur der Produzent ist noch überzeugt von seinem Polit-Thriller. Was lief falsch bei dem Film um die Flucht eines irischen Terroristen vor seiner Vergangenheit?

Wenn das Interessanteste an einem Polit-Thriller die Haarfarben der Hauptdarsteller sind, dann hat der Film ein Problem. „Auf den Schwingen des Todes“ hat eine ganze Menge Probleme. Wie kann ein Film mit der Superbesetzung Mickey Rourke, Alan Bates und Bob Hoskins die Zuschauer mehr auf Akzent (Rourkes irisches Gemuffel im Original ist ein Heuler), Kleidung und Frisuren achten lassen, als auf die Akteure.

Das Bemerkenswerteste an Rourke nämlich ist seine aufgewellte, ockerbraune Haartolle. Bob Hoskins („Mona Lisa“) blickt in seiner Priesterkutte nicht minder albern aus der Wäsche. Und der 53jährige Alan Bates als skrupelloser Gangsterboß (Abtrünnige läßt er mit den Handflächen an die Tür nageln) trägt einen pechschwarzen Beatles-Schopf, der von Szene zu Szene voller und dunkler zu werden scheint.

Ach ja, die Handlung: Der IRA-Terrorist Martin Fallon (Rourke) ist des Blutvergießens überdrüssig. Er flüchtet von Belfast nach London, gefolgt von zwei IRA-Agenten, die den Abtrünnigen entweder zurückbringen oder ermorden sollen. Der als Beerdigungsunternehmer getarnte Gangsterboß Jack Meehan (Bates) verspricht Fallon einen falschen Paß und eine Schiffspassage nach Amerika. Als Gegenleistung muß er einen letzten Mord durchführen.

Dabei wird er von Vater Da Costa (Hoskins) beobachtet. Meehan befiehlt, den Augenzeugen zu ermorden. Fallon jedoch hat eine bessere Idee. Er beichtet dem Gottesdiener das Verbrechen und bindet ihn somit an die priesterliche Schweigepflicht. (Eine Variante von Hitchcocks „Zum Schweigen verurteilt“).

Derweil hat sich Fallon dank seines Orgelspiels in das Herz von Da Costas blinder Nichte geklimpert. Schließlich ist er ein sensibler Terrorist, nicht einer dieser wollmützenvermummten Herzlosen.

„Auf den Schwingen des Todes“ ist ein überladener, unbedeutender Wicht von einem Film, der sich zu bedeutungsschwerer Wichtigkeit aufzublasen versucht. Der Knall, mit dem das Vorhaben platzte, hat Regisseur Mike Hodges („Flash Gordon“) so verschreckl, daß er seinen Namen aus dem Vorspann streichen ließ und die Schuld auf die Produktionsfirma schob. Die schössen zurück: „Der Mann hat keine Ahnung“.

Warten wir doch auf das Video mit den gegenseitigen Beschimpfungen der Beteiligten. Vielleicht wird das dann der Thriller?