Hirn Flimmern


Ich bin toli darauf, dass haute so schön die Sonne scheint!

Die Spalte. Schon wieder? Ich werde mal eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben… Schweres Hirnflimmern könnte einen etwa darüber befallen, wie momentan Leute hierzulande von hochnotpeinlichen Gesinnungs-Inquisitoren gedrängelt werden, sich zu einer alten Neonazi-Parole zu bekennen.Dazu fällt mir aber nur Unflat ein, und das „Thema“ wird wohl hoffentlich schon „durch“ sein. MKS, BSE und Rinder-TBC hauen auch schon keinen mehr um. Im Grunde wartet doch jetzt alles auf Puten-Lepra oder so was. Beinahe keulen ließ sich letztens ja Stefan Raab, von einer Boxerin, damit er ein bisschen witziger wird. Hat aber nur für anderthalb Sendungen gereicht. Da steht er, der Mann ohne Selbstironie, wie ein Kind, das den Mund zu voll genommen hat, dies aber nicht zugeben mag und trotzig breiige Brocken ausspotzt. Für viermal die Woche fehlt dem Spaßprotz die Potenz, aber er hat keine Skrupel, zur Not Zweit- bis Viertklassiges aufzutischen. Dafür verrät er mit seiner zunehmend boshaften Art viel über sich selbst. Aber Qualität setzt sich durch. Wie auch beim Oscar jedes Jahr wieder die selben Moderations-Hülsen auf dem Pro7-Teppich stehen, obwohl sich Steven Gätjen eigentlich auch „Ich kann das nicht gut!“ auf die Stirn tätowieren könnte. „Eine junge Frau, die der ganzen Welt bewiesen hat, dass es auch auf Island geniale Künstler gibt“, kündigt die große Susann Atwell den Auftritt von Björk an (den Oscar, das kam dann doch etwas unerwartet, kriegte später Bob Dylan, ein alter Mann, der der ganzen Welt bewiesen hat, dass es auch auf Amerika geniale Sprachrohre Camer Generationen gibt).

Dann kommt der 83. Werbeblock. Mein erfundener Mitbewohner ist ein konsumkritischer Mensch. Während eines Werbeblocks brüllt er immer „Nein! Will ich nicht!“. Ihm bereitet die Vorstellung von Menschen, die ihren Geschlechtsverkehr zu Beschallung durch Kuschelrock-CDs absolvieren, Unbehagen. Ihn tröstet es nicht, dass es jetzt auch Kuschelrock für Coole gibt: Alternative Moments – Die Gefühle einer neuen Generation. Und auch nicht, dass Raab sich wenistens in seinen Werbespots kurz fassen muss. Apropos Coole: Ich glaube nicht – um mal mit den unsterblichen Worten von Max Goldt zu sprechen dass es im Katechismus der Coolness enthalten ist, als westliche Rockband ungefähr drei Wochen nach dem ersten Auftritt einer westlichen Rockband auf Kuba anzukündigen, man gedenke demnächst irrwitzigerweise ein! Konzert! auf! Kuba! zu! geben! Mensch, Hosen! Da wartet man halt ein paar Monate. Sonst merkt das doch jeder! Als beliebter HipHop-Star – eine Single zu veröffentlichen, die im Ra- dio zu spielen ein absurdes Unterfangen 0 wäre? Schon eher cool.