DER ANTI-THEES


Max Schröder sitzt mit Tee („für die Gesundheit“) und Bier („gegen den Durst“) im Fenster eines kleinen Cafés im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Sein Stadtteil. Er denkt lange nach, wählt seine Worte mit Bedacht. Antwortet kurz. In ein paar Wörtern. Schiebt im Zweifelsfall lieber noch eine Anmerkung zum eben Gesagten nach. Fragt man ihn nach der Essenz seines neuen Albums MAX SCHROEDER & DAS LOVE, so macht er eine ziemlich lange Pause. Dann sagt er: „Rock sollte total vermieden werden. Ich wollte nicht, dass das kumpelmäßig abgeht. Schon diese Geste ist falsch.“

Stattdessen war der Ansatz: keinen Ansatz haben. Nicht mal Musik hören. Höchstens ein paar alte Vinyl-Singles aus den 60er-Jahren. Dann einfach mal schauen, was passiert. Lieder schreiben. Die quasi in den Raum hineinbellen. Das kleine Studio an der Spree, in dem außer Schröder nur noch Produzent Nikolai Potthoff sitzt. Das Rohe roh sein lassen. Und Geschichten erzählen, die nicht unbedingt kompliziert sind, aber eben nicht als Zitat fürs Poesiealbum taugen. Er erklärt es selbst: „Ich suche keine in die Luft gereckten Hände. Die Kamera steht drinnen, man kann teilhaben.“

Das ist insofern bemerkenswert, als es dem Gestus von Tomte, jener Band, bei der Schröder zunächst als Session-Musiker, später als fester Drummer an Bord war, widerspricht und auch dem, was Tomte-Sänger Thees Uhlmann solo macht. Die Band, die zwei Top-Ten-Alben veröffentlichte, ist übrigens Geschichte. „Das wird ja aus Gründen gern offen gelassen ,aber da muss man nicht lang um den heißen Brei herum reden. Gibt’s nicht mehr. Jeder macht seine Sachen. Und das ist sehr gut so“, sagt Max Schröder.

Wäre auch wenig Zeit für. Schröder hat genug zu tun, ist nebenbei Schlagzeuger in der Band der jungen Songwriterin Leslie Clio – und Bestandteil von Die höchste Eisenbahn. Dort musiziert er an der Seite von Moritz Krämer und Francesco Wilking. Das sei „angenehm unkarrieristisch“ und nah am Kern des ganzen Komplexes Musikmachen. Konzerte wird es auch mit dem Solo-Album geben. „Ich will spielen. Ich habe Lust. Es gibt eine Band. Gute Jungs“, sagt Schröder und nimmt einen Schluck von seinem Bier. Da sind sie wieder, die kurzen Sätze.

Albumkritik ME 3/13