Hirnflimmern


„Rockmusik wird oft totgesagt, doch erfreut sie sich gerade bei Jugendlichen immer noch größter Beliebtheit. Zusammenhänge zwischen Rockkultur und Jugendbewegung können nicht mehr geleugnet werden.“ Gut, ne? Diese Satzfolge habe ich aus einer kürzlich (!) eingetroffenen Ankündigungs-Mail herausfiletiert und in Quarantäne genommen, um sie Ihnen hier präsentieren zu können. Ich weiß doch, dass Sie auf so was stehen. Außerdem finde ich auch, dass jetzt mal Schluss sein muss mit dem ewigen Leugnen von Zusammenhängen zwischen Rockkultur und Jugendbewegung! Ist doch wahr… Hängen bei Ihnen in der Stadt auch überall diese Plakate mit Uri Geller, wie er einem Schwärm Krähen auf den Wecker geht, und die eine Krähe neben seinem Kopf guckt so: „What thefuck?“ Genau das habe ich mich nämlich auch gefragt. Wie dieser Vollhoeneß so pseudodynamisch verbogen dasteht und eine mystische Fresse zieht, als sei er der Prince Of Darkness höchstpersönlich und nicht etwa der elftlächerlichste Mann im deutschen Fernsehen (Merke: egal, wie lächerlich einer ist, es gibt immer noch zehn Lächerlichere): What thefuck? Tatsächlich häufen sich in letzter Zeit Situa tionen, da sich mir diese Frage aufdrängt – in englischer Sprache, wohl am Angst, sie könnte auf Deutsch – „Was soll das denn?“zu konkret sein. Am Ende kommt noch jemand und erklärt einem, was das soll, dass Uri Geller Krähen belästigt. Und DAS will ja nun wirklich keiner hören. Noch ein Beispiel: Der antike Ausdruck „Ostblock“. Letztens eine Infomail über die Band In Flames, Betreffzeile: “ IN FLAMES-Live im Ostblock“. Man denkt: Oho, kleiner, leicht miefiger Scherz in der Betreffzelle. Man öffnet die Mail. Darin eine Latte von Tourdaten, von Zagreb über Belgrad bis Warschau. Sowie die keineswegs als Witz gekennzeichnete Information, die Band In Flames habe „kürzlich eine ausgedehnte Ostblock Tour bekanntgegeben“. Sowie ein Zitat der Band, die anmerkt, sie habe “ in den meisten Ländern des Europäischen Ostblocks noch nicht gespielt“. Man denkt: What the fuckf Oder hier: Der kuriose Ausdruck “ Polit-Meisterwerk“. Kam mir kürzlich unter im Zusammenhang mit Eichmgers „Baader Meinhof Komplex“. Was, bitte, ist ein “ Polit-Meisterwerk“? Na, ich weiß auf jeden Fall, was KEIN Polit-Meisterwerk ist: Wenn ein KFZ-Steuergesetz novelliert wird, damit in Zukunft die Halter kleiner CO2-armer Autos begünstigt werden gegenüber den Haltern großer, dicker CO2-Schleudern, und danach das Gesetz so vorliegt, dass in Zukunft vor allem die Halter großer, dicker CO2-Schleudern begünstigt werden – dann ist doch was schief gelaufen, oder? Dann müssten doch Leute an den langen Ohren zurückgeschleift werden in ihre Arbeitsstuben, und dann machen wir das Ganze noch mal, jetzt aber richtig. Und zur Strafe gibt’s kein Abendbrot! Möchte man meinen. Aber: nein. What the fuckf Nun ja. Bevor ich ’s vergesse und es dann ganz zu spät ist, noch ein verspäteter Witz zur Adventszeit. Zur Verwendung im nächsten Advent, falls die Band, um die sich der Witz dreht, dann noch wer kennt (man weiß ja nie). Also. Kommt der Nikolaus zu den Arctic Monkeys und fragt: “ Na, seid ihr auch alle schön arctic gewesen?“ Ende.