Hubert von Goisern


Hubert von Goisern, erfolgreichster Vertreter der neuen Jodel-Rock-Welle, und seine Alpinkatzen erfüllten sich den Traum aller Musiken Sie spielten in den Staaten - und ernteten begeisterten Applaus

Montag, 14. März.

Streß in München. Auftritt bei „Live aus dem Alabama“, der erste in einer großen Stadt mit dem Programm der neuen Platte „Omunduntn“. Lief ziemlich gut. Anschließend die Verleihung der 4. Platinplatte aus Österreich. Ein guter Tag, ein guter Anfang eines vielleicht aberwitzigen Unternehmens.

Dienstag, 15. März.

Abflug nach Paris. Alle sind gut drauf, aber auch ein bißchen aufgeregt. Wir spielen zum erstenmal außerhalb des deutschen Sprachraums, auf einem Festival am Stadtrand von Paris. Telephonat mit daheim. Endlich geht es meiner Mutter besser, sie liegt zwar noch auf der Intensivstation, kann aber wieder reden. Das nimmt mir die Angst. Außerdem hat Casino Salzburg im Viertelfinalspiel um den Europacup gewonnen. Das Publikum in Paris ist phantastisch.

Mittwoch, 16. März.

Flug über den Teich. Dann der Zusammenbruch. Wir waren 26 Stunden unterwegs, kamen bei 20 Grad im Schatten in San Antonio an, waren um 4 Uhr morgens im Hotel, haben alles ausgepackt und dann erfahren, daß es keine Zimmer gibt. Falsch gebucht. Wir packen wieder zusammen, finden irgendwie 13 Betten. Bin total am Ende.

Donnerstag, 17. März.

Sightseeing in San Antonio. Grauenvoll. Komme mir vor wie ein Sommerfrischler im Salzkammergut oder auf dem Salzburger Domplatz. Das ist eine Art von Tourismus, auf die ich überhaupt nicht steh‘. Bin eher depressiv. Das fürchterliche Essen im Flugzeug liegt mir noch im Magen. Hab‘ aber vielleicht auch zuviel getrunken.

Freitag. 18. März.

Flug nach Austin. Hier ist es auch nicht besser. Alles ist so funktionell, so rational. Alles ist Fassade. Überhaupt: Mir fehlt die Heimeligkeit, die Gemütlichkeit. Ich komme leider nicht raus aufs Land, Texas countryside, das stell‘ ich mir schön vor.

Samstag, 19. März.

Vor dem Auftritt bin ich fürchterlich aufgeregt. Beim „South by Southwest-Festival“ spielen schließlich mehrere hundert Bands in 25 oder 30 Bars, jede Stunde ist Wechsel. Unser Auftritt ist um Mitternacht. Das musikalische Niveau ist irrsinnig hoch. Die spielen alle wie die Weltmeister und grooven wie die Hölle. Wir sind natürlich die Exoten. Aber es ist schön zu spüren, daß wir genauso grooven wie die. Die Organisation ist miserabel. Im Club ist eine wunderbare Atmosphäre, unheimlich dicht, nicht nur, weil da vierhundert Leute drin sind und draußen nochmal hundert warten. Uns hat’s getaugt, den Leuten hat’s getaugt, es war Klasse.

Sonntag, 20. März

Wir fliegen mit gutem Gefühl nach New York. Wir wissen: Es funktioniert. Ankunft am JFK. Wir sind hundemüde. Aber Du spürst sofort die Energie dieser Stadt, die Impulse. Diese Kraft ist förmlich in uns hineingefahren. Wir gehen um 1 Uhr nachts nach dem Einchecken im Hotel noch auf die Straße. Spazieren herum und kriegen den Mund nicht mehr zu. daß es sowas gibt. Ich hab mir New York so gefährlich vorgestellt, doch all die gemischten Gefühle sind verschwunden, wenn Du siehst, wie nett und zuvorkommend die Menschen miteinander umgehen. Ich spüre eine tiefe Sympathie für diese Leute, weil sie es in so einer Stadt schaffen, immer noch gut drauf zu sein.

Montag, 21. März.

Nachmittags Besuch bei BMG Ariola im Bertelsmanngebäude, 42. Stock, bei Heinz Henn, einem der drei Bosse. Singen ein Gstanzl mit Blick über Manhattan. Lassen uns erklären, wie das Geschäft funktioniert in der großen, weiten Welt. Erfahren aber nichts Neues. Eine der wichtigsten Erfahrungen von New York: Ich habe niemanden getroffen, der noch verrückter gewesen wäre, als wir es sind. Wir haben dann ein bißchen Straßenmusik gemacht mit den Kuhglocken, zusammen mit einem Saxophonisten am Times Square.

Dienstag, 22. März.

Rauf auf das World Trade Center. Oben auf dem Dach, das ist wie ein Flug über die Stadt. Wie auf dem Gipfel stehen, nur, daß dieser Gipfei von Menschen gemacht ist. Und dann haben wir in New York gespielt. In einem Club, „The Cooler“. Ich war so etwas von hypernervös, weil ich nicht gewußt habe: Geht das in dieser Stadt, in der das Angebot so irrsinnig groß ist, in der jeder mit sich selbst beschäftigt ist, in der jeder zum Egozentriker werden muß, nur um zu überleben. Ja. Wir haben gespielt. Vor etwa 200 oder 300 Leuten. Hochmotiviert, hochkonzentriert, wir wollten es denen zeigen. Und haben das auch geschafft. Die Leute waren total drauf, waren in einer Euphorie, wie ich es mir niemals er träumt hab‘.