Huey Lewis


Vorab wurde das Lewis-Konzert böse abgekanzelt:“… biederer Rock’n’Roll, der mal so eben für ein, zwei Club-Gigs reichen dürfte“ („Szene Hamburg“). Nun, es reichte immerhin für den einzigen Rockpalast-Act, der unlängst das Aufbleiben wert war, und eine kleine triumphale Anschluss- Tournee. TV sei Dank wusste das Publikum in der ausverkauften Markthalle, was zu erwarten war.

Noch bevor im Saal das Licht ausging, herrschte dicht gedrängte Partystimmung, wurden Luftballons herumgeschubst und die Eintrittskarte in der Brusttasche feucht. Endlich das stürmisch begrüßte Pochen: „The Heart Of Rock’n’Roll“. Und schon mit dem zweiten Titel begannen die Abweichungen vom Grugahallen-Repertoire. Wenig später schlüpfte Huey aus dem Jakket und widmete allen „Lady Sports Fans“ sein entwaffnendes „If This Is It“.

Schaut der Veteran von der Westcoast aus wie ein Handwerker, der’s faustdick hinter den Ohren hat, oder doch eher wie der vertrauenswürdige Ex-Sträfling? Den Mikroständer trägt er spazieren, daß die Beleuchter kaum hinterherkommen. Er versteckt sich gelegentlich, gibt sich schüchtern und liebesbedürftig, bleibt dabei aber ganz „starker Typ“, bewegt sich linkisch und doch so souverän, daß ihm in jeder Zuhälter-Disco ein Achtungserfolg sicher wäre.

Huey hat genügend Abräumer-Songs im Gepäck, manche im letzten Moment lustvoll umarrangiert und dabei um einiges wilder geworden. Versetzte Intros, ausgiebige Improvisationen auf der Blues-Harp und vom Gitarristen Chris Hayer die Band badet bei bester Spiellaune im Jubel aus dem Saal. Trotz Enge und Hitze ist niemand ruhig sitzengeblieben. Nach einer Stunde steht fest: Hier findet das Konzert des Jahres der Gattung „Are you ready to rock’n’roll?“ statt! Der A- Capella- Knüller „It’s All Right“, dann frühzeitiger Wechsel in die ausgiebige Zugaben-Sektion – die Stimmung steigt weiter bis zum Höhepunkt nach eineinhalb Stunden. Ein Rückgriff auf das Repertoire aus Zeiten, als die derzeit erfolgreichste amerikanische Rockband noch in Clubs wie dem Hamburger „Onkel Po“ spielte: „Take Me To The River“, AI Greens unverwüstliche Soulnummer. Eine Version, die beweist, daß die Band tatsächlich Heart and Soul hat. Immer noch nicht genug? „You people in Hamburg must be crazy!“ Von wegen: Nicht verrückt, eher süchtig. This is it. We have a new (?) drug!