„Ich rotze mich nicht mit jedem an“


Fans lüften noch das letzte Geheimnis: Die Beatsteaks soffen mit den Sportis Rom leer, schickten Bad-Religion-Fan ins Verderben und empfehlen die beste Currywurst Berlins.

Im Punkrock-Hauptquartier: Ein fleißiges Helferlein tütet Beatsteaks-T-Shirts ein. Zur Untermalung brettert das neue SUM-41-Album aus den Boxen. Eigentlich hätten auch Bernd Kurtzke, Gitarre, und Thorsten Scholz, Bassist, etwas anderes zu tun – einen Beatsteaks-Job zu erledigen: proben für das bevorstehende UNICEF-Konzert nämlich. Doch jetzt kommen erst einmal die Fans zu ihrem Recht: ME-Fragestunde mit den beiden Beatsteaks.

Warum schaut ihr in der Band alle so extrem fertig aus? (Daniel Pittner, München) THORSTEN: Überall wird man gefragt, wieviel man schon gesoffen oder gekifft hat. Die Leute haben das Klischee, daß man immer drauf, drüber und fertig ist. Das ist Quatsch! Wir sind alle über 30, da sieht man nicht mehr aus wie frisch aus dem Ei geschlüpft.

Bedauert ihr es, zu populär geworden zu sein durch die dauernden Videoeinsätze auf MTV und VIVA? (Theresa Tischler, per E-Mail)

BERND: Nö. Zum einen kriegen wir das kaum mit, weil wir wenig Fernsehen gucken, zum anderen denken wir, wir können gar nicht populär genug sein.

Wieviel eurer Berühmtheit schreibt ihr den Ärzten zu? (Michael Freyer, Hamburg)

BERND: Kann man von Berühmtheit reden? Sie haben uns über den Zaun geholfen und die Sache etwas beschleunigt.

THORSTEN: Wenn ich das Wort „berühmt“ höre, denke ich, damit können die doch uns nicht meinen. In dem Punkt hat Michael aber recht: Als Die Ärzte uns in einem Song erwähnten, der im Radio lief, sind eine Menge Leute auf uns aufmerksam geworden, die noch nie von den Beatsteaks gehört hatten. Die Ärzte erreichen auch Leute, die nur Popmusik hören.

Nachdem ihr mit SMACK SMASH endlich den gebührenden Erfolg eingefahren habt: Gibt es etwas, das früher besser war? (Bernd Von, Borchen)

THORSTEN: Ich sehne mich nicht nach alten Zeiten zurück. Heute haben wir bessere Arbeitsbedingungen und können uns mehr Zeit lassen. Früher musste ich mir ständig überlegen, wo ich Jobs herbekomme, um meine Miete zu zahlen. Damals lag ich nachts wach, weil ich Existenzangst hatte. Das ist zum Glück vorbei.

BERND: Wir haben noch so viel vor uns, das ist viel interessanter, als die Uhr zurückzudrehen.

… und dann ich so zu Sido: Wir trinken jetzt Schnaps und Bier! – Thorsten Scholz schwelgt in Erinnerungen.

Gab es einen Moment in eurer Karriere, an dem ihr dachtet: „Jetzt ist Schluß, ich steig‘ aus!“? (Lina Schöner, per E-Mail)

BERND: Wir kamen schonmal an Punkte, wo wir nicht wußten, wie’s weitergeht. Aber ans Aufhören hatglaub‘ ich – keiner von uns gedacht. Auch wenn alles schiefgelaufen wäre, hätten wir weitergemacht.

Stimmt es, daß ihr ein freundschaftliches Verhältnis zu Sido pflegt? (Sibylle Vierheller, Darmstadt)

THORSTEN: Sido hab‘ ich mal kennengelernt. Der kam rein und sagte: „Hallo, ich bin Sido, der Mann mit der Maske, Platz zwei in den Charts.“ Ich dachte, na ja, der Mann ist Hip-Hopper und muß immer den Dicken machen. Darauf hab‘ ich geantwortet: „Wir trinken jetzt Schnaps und Bier!“ Er wollte aber nur Longdrinks nehmen, trotzdem hat’s funktioniert. Der ist total nett, 23 Jahre alt, und weiß, was er will.

Welches eurer Lieblingslieder hättet ihr gerne selber geschrieben? (Jörn Schneider, Lübeck)

BERND: „Hand in Hand“. Das stammt bekanntlich von unserem Trommler Thomas Götz. Ich würde viel drum geben, vielleicht sogar meine linke Hand, wenn ich so einen Song schreiben könnte.

Wie kam es zu eurer Freundschaft mit dem Schauspieler Jürgen Vogel? (Doreen Kirste, Berlin)

THORSTEN: Unser Sänger Arnim hat öfters Fotos für Irie Daily gemacht, das ist so ’ne kleine Berliner Streetwear-Firma. Auch Jürgen hat für die Model gestanden, und dabei haben die beiden sich kennengelernt. Vogel fand die Band cool und meinte: „Wenn ihr mal ein Video dreht, will ich gefragt werden.“ Als wir „Hello Joe“ machen wollten, war er der erste, den wir ansprachen. Es gibt ja wohl kaum coolere Schauspieler in Deutschland als Jürgen. Der hat das Ding echt gewuppt, indem er versaute Witze erzählt und die Leute bis zum Ende der Dreharbeiten morgens um vier bei Laune gehalten hat.

Warum müßt ihr euch auf der Buhne immer anspucken? (Stefanie Wieden, Frankenberg)

BERND: Müssen wir nicht, aber es macht total Spaß. Wenn’s ins Gesicht geht, ist es richtig eklig.

THORSTEN: Wir spucken nur, wenn das Konzert super klappt. Wenn alle konzentriert sind, weil’s nicht rund läuft, gibt es das nicht. Außerdem macht es tierisch Spaß, Thomas ins Auge zu treffen oder auf die Nase. Durch den Geruch muß er mit dem Brechreiz kämpfen … (lacht). Allerdings rotze ich mich nicht mit jedem an, Thomas ist ein guter Freund, den hab‘ ich auch schon mal mit Zunge geküßt.

Was war das Verrückteste, was ihr auf einem Konzert erlebt habt? (Christian Schwarz, Düsseldorf)

THORSTEN: Früher haben wir öfter das Publikum vor der Bühne in zwei Hälften geteilt und auf Kommando wieder vereint. Die Leute rennen aufeinander zu, umarmen sich, einige knutschen, das kann ein Riesenspaß sein. Bei irgendeinem Konzert stand ein Typ im Bad-Religion-Shirt genau zwischen beiden Hälften und zeigte uns den Mittelfinger. Bernd sagte ihm noch: „Es wäre besser, wenn du dich für eine Seite entscheidest.“ Hat er nicht getan, der Trottel. In dem Moment, als es losging, wurde der von den Massen verschlungen und war nicht mehr zu sehen. Einfach weg!

Wo gibt es in Bertin die beste Currywurst? (Niccolo Streeck, Ulm)

BERND: Die Frage ist eindeutig zu beantworten: Bei „Curry 36“ in Kreuzberg, Mehringdamm/Ecke Yorkstraße. Die haben fast durchgehend geöffnet. Außerdem kann man wählen zwischen Currywurst mit oder ohne Darm, rohen oder gedünsteten Zwiebeln, Pommes oder Brötchen. Und die Currysoße ist sehr, sehr lecker.

Was sind eure peinlichsten Liebungsalben? (Anja Kässner, Langenleuba-Niederhain)

THORSTEN: Ich find‘ das Alphaville-Album FOREVER YOUNG echt gut. Die hab’ich damals als Kassette aus Ungarn gekriegt, die Songs hör‘ ich heute noch.

BERND: Flock Of Seagulls. Die hab‘ ich mir grad gekauft, weil ich sie früher echt geil fand. Die hatten schlimme Frisuren, hair crimes ohne Ende.

Gab’s jemals eine Reaktion auf das „Kings Of Metal“-Cover von Seiten Manowars? (Michael Peyinghaus, Breckerfeld)

BERND: Ein Fanzine-Macher hat es geschafft, den Song (Manowar-Chef) Joey DeMaio vorzuspielen und der fand ihn richtig geil.

Ihr covert hin und wieder Ramones-Songs. Könnt ihr euch vorstellen, ein Lied wie „Hello Joe“ (dem verstorbenen Joe Strummer gewidmet) für Joey Ramone zu machen? (Bernd Voß, Borchen)

BERND: Nein. Strummer steht für mehr als nur Musik. Die Clash waren wesentlich anspruchsvoller, zudem haben sie eine riesige Entwicklung gemacht. Das kann man von den Ramones nicht behaupten.

THORSTEN: Die Ramones haben gute Popsongs geschrieben, dann hört es auf. Zudem war mit Gitarrist Johnny ein konservativer Volltrottel in der Band.

Wie steht ihr zu den Sportfreunden Stiller? (Benjamin Hößelbarth, Schmölln)

BERND: Supertypen!

THORSTEN: Die haben uns beim MTV Music Award in Rom gerettet. Live hat die Veranstaltung nicht den Glamour, den man im Fernsehen sieht. Mit den Sportis sind wir zusammen über den roten Teppich gegangen – keiner hat uns erkannt. Anschließend haben wir versucht, die Alkoholvorräte Roms zu vernichten. Flo war ganz weit vorne, ich hab‘ in meinem Leben selten so gelacht.

Wen würdet ihr gerne als Vorband haben ? (Thomas Schulze, Jüterborg)

BERND: Die Ärzte… nee, Quatsch.

THORSTEN: Wir haben uns schon eine Menge Träume erfüllt: MediengTuppe Telekommander, Robocop Kraus, Moneybrother, McClusky, Turbostaat, Chang – alles Killerbands.

Und von wem wurdet ihr gerne Vorband sein? (Thomas Schulze, Jüterborg)

THORSTEN: Ich würd‘ gern mal vor den Beastie Boys auftreten, um denen zu zeigen, wie man „Sabotage“ richtig spielt.

Oute dich, Prof. Dr. Dr. Vidro Midro! (Luise Schmidt, Berlin)

BERND: Diese Person bleibt im Dunkeln, über die können wir nichts sagen.

THORSTEN: Auf der Bonus-DVD zu smacksmash gibt es einen winzigen Hinweis, wer er sein könnte.

Habt ihr noch Spaß an Interviews oder beginnen die wiederkehrenden Fragen zu nerven? (Joachim Schmid, Aalen)

BERND: Unterschiedlich. Man kriegt genau mit, wer sich mit uns auseinandergesetzt hat und wer nicht.

THORSTEN: Mir haben alle Interviews bisher Spaß gemacht. Es gibt keinen besseren Job als Interviews geben – andere Leute müssen Autos zusammenschrauben oder im Bergbau arbeiten.

Habt ihr eine Traumfrau? (Melanie Baron, Paderborn)

THORSTEN: Bernds Frau.

BERDN: Thorstens Frau.

Wenn du kein Beatsteak wärst, zu welcher anderen Band würdest du gerne gehören? (Mine Ziegelasch, Köln)

BEIDE UNISONO: Es gibt keine andere.

www.beatsteaks.org