„Ich Wollte Spaß. Darum Ging Es“


Interview Mit Anette Humpe

Obwohl euer erstes Album erschien, ehe das erste Plätschern der Neuen Deutschen Welle zu vernehmen war und ihr mit NOW-typischen Acts wie Markus oder Fräulein Menke so gut wie nichts zu tun hattet, werden Ideal gern in einem Atemzug mit der NDW genannt. Stört dich das?

Ganz und gar nicht! Insgesamt ging es den Acts der Neuen Deutschen Welle ja darum, sich von Disco und Schlager zu distanzieren. Das war auch unser Ziel – darum hab ich mit der Neuen Deutschen Welle überhaupt kein Problem.

Während man über die meisten Acts von damals kaum noch spricht, gelten Ideal und insbesondere das erste Album als Klassiker. Was denkst du darüber?

Es überrascht und freut mich sehr! Andererseits ist es nicht immer lustig, heute noch darauf angesprochen zu werden.

ilieBlich habe ich ja noch andere latten gemacht… Was war nun das Besondere an eurem ersten Album?

Die erste Platte, die man macht, ist immer etwas Besonderes, da ist einfach Feuer drin! Diese Erfahrung habe ich auch als Produzentin mit vielen anderen Bands gemacht Und obwohl Ideal nicht meine erste Platte überhaupt war – zuvor hatte ich ja schon mit den Neonbabies gearbeitet – so war es wenigstens die erste Platte mit Ideal. ._ Wie ging es damals im f Studio zu?

Das Ganze war eine flotte Angelegenheit, wir waren gerade mal drei Wochen beschäftigt. Einige der Songs hatte ich ja vorher schon geschrieben – „Blaue Augen“ zum Beispiel. Neu für mich war, dass es ein Budget gab. Die Platten zuvor waren ja alle indie-mäßig…

Wenn du „Ideal“ mit „Der Ernst des Lebens“ vergleichst Hat sich an eurer Arbeitsweise etwas geändert – beispielsweise durch Druck von auBen?

Nein, es war immer ein sehr lockeres Arbeiten. Im Vergleich zu heute hatte man damals noch genügend Abstand zur Plattenfirma. Geändert hat sich freilich der Produzent. Bei „Ideal“ hatten wir den Job übernommen, dann kam Conny Rank hinzu. Er war der Gröflte, ich habe viel von ihm gelernt.

Was ist für dich die Quintessenz von „Ideal“ ?

Das hört man doch, oder? Die Songs brachten einfach mein damaliges Lebensgefühl zum Ausdruck: Ende 79 lebte ich in einer WG in Berlin-Kreuzberg, hatte mein Studium abgebrochen und wollte Spaß. Darum ging esl Heute ist das alles sehr weit weg.

Hast du einen persönlichen Lieblingssong?

Nein, aber das schönste Kompliment, das mir jemand machte, war: „Wegen dieser Platte bin Ich nicht zum Bund gegangen, sondern nach Berlin gezogen. Ich wollte so leben, wie es die Songs zum Ausdruck bringen.“ Darüber freue ich mich heute noch!

Hast du jemals über eine Wiedervereinigung von Ideal nachgedacht?

Nein! Das würde ich für kein Geld der Welt machen! Nenne mir eine Band, bei der so was funktioniert hat – das Gefühl von damals kommt nicht wieder, das kann nicht gut gehen. Ich bin wirklich froh, nicht tingeln zu müssen. Lieber gelte ich als Legende und kümmere mich um neue Bands. Womit bist du zurzeit beschäftigt? Ich bin mit den Prinzen im Studio und arbeite an deren neuem Album. Außerdem habe ich eine neue Gitarren-Band am Start. Generell gilt, dass ich mir meine Projekte sehr sorgfältig aussuche. Für mehr als zwei im Jahr reicht es nicht – immerhin habe ich ein Kind, dem ich eine gute Mutter sein will.