Im Jet an die Basis: Def Leppard mit Pop à la carte


MÜNCHEN. Daß Englands umsatzträchtigster Rock-Export eines Tages mal wieder den Weg zurück in die Clubs finden würde, hielten noch kurz vor Beginn viele Fans für eine Schnapsidee des Veranstalters. Immerhin sind Joe Eliiott und Anhang dem provinziellen Mief längst entwöhnt und in Mega-Hallen und Stadien zuhause.

Trotzdem entschied sich die einstige Speerspitze der „New Wave Of British Heavy Metal“ aus gutem Grunde für eine kleine Club-Tournee und düste mit dem privaten Jet von Ort zu Ort: Zum einen natürlich, um nach langer Pause wieder die nötige Bühnenpraxis zu sammeln — andererseits um sich mit dem neuen Gitarristen Vivian Campbell endlich der neugierigen Öffentlichkeit zu stellen.

Punkt Acht geht’s los: Die inzwischen zum Abbruch freigegebene Theaterfabrik darf staunen: Sänger Joe Elliott. nach intensiven Gesangsstunden erstmals ganz auf der Höhe der Intonationsskala, wedelt kurz mit seinen blonden Locken und stimmt „Stagefright“ an. Ein Sound, so kristallklar wie Quellwasser. perlt aus den Boxen und sorgt für angenehme Stimmung in der aller Akustik hohnsprechenden Bruchbude.

„Die spielen ja nur noch Pop-Scheiß“, protestiert plötzlich ein Teenager neben mir und macht auf den Hacken kehrt. Das mit dem Scheiß ist natürlich Käse, denn Def Leppard laufen trotz Metal- oder Hardrock-Etikett spätestens seit „Pyromania“ („83) in der Rockpop-Sparte. Selbst der Umstand, daß man sich inzwischen einiger Bandeinspielungen bedient, ist heutzutage ja nicht mehr ehrenrührig. Und auch der Eindruck, daß praktisch bei jedem Song der sechste Leppard. Mastermind und Produzent Robert „Mutt“ Lange, unsichtbar auf der Bühne steht, ist durchaus legitim. ¿

Nur daß eben jede Nummer auf der Bühne in möglichst klanggetreuem CD-Format gespielt wird, verdrießt selbst den Pop-geneigten Zuschauer dann doch ein wenig. Nicht einmal Wirbelwind Vivian Campbell kann beim erst dritten gemeinsamen Konzert gegen seine neuen Herren anstinken. Joe Elliott und Lead-Gitarrist Phil Collen allein bestimmen auf der Bühne, wie welcher Song interpretiert wird: mal flächiger Rock im midtempo-Bereich, mal pure Balladen-Besinnlichkeit bei „Hysteria“, dann Pop lang die Elle.

Fazit: Def Leppard ist eine Band, die eigentlich nur auf CD wirklich