Insterburg’er Pop-Klamotten


Selten zuvor war ein deutsches Kabarett erfolgreicher. Aber ist hier das Wort ‚Kabarett‘ richtig gebraucht? Ein Vergleich mit den ‚Wühlmäusen‘ oder der ‚Lach- und Schiessgesellschaft‘ ist nicht möglich. Hier wird kein bis in’s letzte geplantes und ausgetüfteltes Programm aufgeführt. Auch die Politik, so wichtig sie sein mag, steht nicht im Vordergrund. Ebenfalls hinken Vergleiche mit Reinhard Mey, Hans Dieter Hüsch u.a. Barden dieser Richtung. Sie sind vielleicht einmalig in ihrer Art und ihre Anhänger zahlreich. Die einen stehen auf ihre Hemdsärmeligkeit, andere auf ihren Parodien (ob Liebes-, Seemanns- oder Westernlied), wieder andere auf ihrer Hintergründigkeit und ihren Schelmereien. Egal wie man zu ihnen steht, es wird kaum jemanden geben, der sich ihrer unbekümmerten Freude, ihrem übersprudelnden Humor und ihrem dümmlich erscheinenden Ulk verschliessen kann. Natürlich parodiert sich ein Gespann wie die Insterburg’er auch selbst, was dann dazu führt, dass sie während eines Auftrittes über die eigenen Stilblüten lachen. Man scheint bei ihren Shows dabei zu sein, in die Handlung einbezogen, nicht nur auf stures Anhören getrimmt. Die verwirrende aber heitere Stimmung der Gruppe überträgt sich auf’s Publikum und das meint dann selbst auf der Bühne zu stehen. Es kommt einem alles unfertig und improvisiert vor, obwohl es nicht so ist. Es gelingt nur Wenigen, ihre Lachmuskeln nicht zu strapazieren.

Vom Kulissenschieber zum Kabarettisten Ob im Fernsehen, wo sie über eine eigene Sendung verfügen, oder im Radio, wo es nicht anders aussieht, aber insbesondere bei ‚Live‘-Konzerten ist Insterburg & Co. eine Genuss besonderer Art. Mit ihrer spielerischen Frische und ihrer unbekümmerten und unbeschwerten Selbstsicherheif packen sie einen auch noch beim x-ten Male immer wieder. Zweifellos sind diese beiden Faktoren Hauptgründe für ihren beispiellosen Erfolg, der auch ein Siegeszug des deutschen Kabaretts darstellt. INGO INSTERBURG studierte früher einmal Malerei in Berlin und schrieb in dieser Zeit auch Film- und Hörspielmusiken. Mit JÜRGEN BARZ tingelte er später etwa 2 Jahre durch diverse Folklore-Clubs. Die anderen beiden, KARL DALL und PETER EHLEBRACHT standen ihren Mann in dieser Zeit als Kulissenschieber in Mainz, doch als sie sich zusammentaten, ging für sie die Sonne auf. (War da nicht ein Sprichwort ‚Was lange währt, geht endlich klar‘ oder so ähnlich (!). Im Berliner ‚Reichskabarett‘ erhielten sie die erste Chance – und nutzten sie. Sie kamen ganz gross an, was einige Zeit später zu den Aufnahmen der ersten Platte führte, die da heisst: ‚1-2-3 und Zwischenspiel‘ und im Dezember 68 Premiere feierte. Etwa gleichzeitig lief ihr Klamauk-Film ‚Quartett im Bett‘ an, dem sie einen Grossteil der heutigen Popularität verdanken. Inzwischen erschienen 5 weitere LP’s auf der Bildfläche (siehe unten). Auch unter den Literaten tummeln sie sich. ‚Gedichte aus dem Handgelenk geschüttelt und aufgelesen‘ ist der Titel des Erstlings, und vor kurzem erschien ein neues Epos der ‚verrückten‘ Zeitgenossen aus Berlin.