Internet Der Teuerste Spass Der Welt


Eine Welt ohne Youtube ist kaum mehr vorstellbar, auch nicht für Google-Chef Eric Schmidt. Wie lange aber lässt sich ignorieren, dass der Service am Tag wohl über eine Million Dollar verliert?

„Wir lieben YouTube“, sagte Google-Chef Eric Schmidt neulich in einem Interview mit der Financial Times. „Wir denken nicht daran, es auf zugeben“ Wenn unfassbar mächtige Menschen mit solchen Beschwichtigungen an die Öffentlichkeit treten, ist die Kacke – man möge die drastische Wortwahl verzeihen – meist gehörig am Dampfen. Die Situation ist kurios: Dass sich YouTube, das Google 2006 für 1,65 Milliarden Dollar gekauft hat, zu einem der populärsten Spielplätze im Internet entwickelt hat, ist Fluch und Segen zugleich. Die kulturelle Bedeutung des Portals ist im Netz nur mit Wikipedia, Facebook/MySpace und Google selbst zu vergleichen. Je mehr es allerdings genutzt wird, desto höher sind auch die Kosten. Recherchen der Redaktion von Internet Evolution haben ergeben, dass YouTube derzeit am Tag über 1,5 Millionen Dollar kosten dürfte. Wie können derart astronomische Summen anfallen? Da Google zur Zeit keine genauen Zahlen veröffentlicht, bietet sich an, zu Demonstrationszwecken auf Facebook auszuweichen: TechCrunch meldete im Oktober 2008, dass bei dem beliebten Social-Nctworking-Dienst monatlich allein wohl mehr als eine Million Dollar Stromkosten anfallen. Etwa eine halbe Million Dollar kostet jeden Monat, schnelle Datenübertragung für die 161 Millionen Besucher in diesem Zeitraum zu ermöglichen. Und um den Mitgliederzuwachs zu bewältigen, investiert Facebook 2008 und 2009 in 50.000 neue Server – Kostenpunkt: 100 Millionen Dollar. YouTube, der unangefochtene Marktführer im Onlinc-Video-Bereieh, hat noch größere Aufgaben zu bewältigen. Offizielle Zahlen sollen belegen, dass in den USA täglich etwa 225 Millionen Videos gcstreamt werden. Experten aber vermuten, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher ist. Nach Gesprächen mit einem ehemaligen YouTube-Mitarbeiter geht TechCrunch davon aus, dass tatsächlich täglich über 1,2 Milliarden Videos über You-Tube geschaut werden – allerdings weltweit. Eine Quelle bei Google hat das offenbar bestätigt. Jeder Mensch mit Internetzugang würde demnach im Schnitt einen YouTube-Clip am Tag sehen. Spielt YouTube die eigene Popularität herunter? Verwehrt man Medienfoischungs-Unternehmen wie Nielsen direkten Zugang zu den Server-Daten, um die Kostenproblematik zu verschleiern? Werbeeinnahmen sind bisher zu vernachlässigen. Experten haben wenig Hoffnung, dass sich die Situation entspannt. Allerdings: YouTube ist einer der Hauptgründe für die Popularität des Internets insgesamt. Und je mehr Zeit Menschen im Netz – statt etwa vor dem Fernseher – verbringen, desto mehr Marketing-Gelder fließen vom TV zum Internet. Und da Google hier einer der mächtigsten Player ist, fließt damit indirekt Geld in ihre Richtung. Ist YouTube also doch ein „enormer Erfolg“, wie Eric Schmidt neulich behauptete? Oder behält das TIME Magazi ne recht, das YouTube in einer Story über die zehn größten Technologie-Fehlschläge der letzten Dekade „würdigte“? Wir werden sehen.