Während Paul Cook und Steve Jones nach dem Pistols-Split in Rio mit Posträuber Ronald Biggs für die Kamera posierten (und mit ihm sogar eine Platte produzierten), hielt Johnny Rotten sich in Jamaica auf. Er war mit einigen Virgin-Leuten in das sonnige Reggae-Paradies geflogen, um dort als Talent-Scout nach neuen Gruppen Ausschau zu halten. Johnny ist Reggae-Spezialist. Virgin Records, die ihre Aktivitäten auf dem Reggae-Sektor noch verstärken wollen, schickten ihr Haus-Monster mit auf die Fährte.

Dort unten ließ sich der ehemalige Sex Pistols-Sänger schließlich auch zu einigen deutlichen Statements zum Thema Pistols und insbesondere zu Malcolm McLaren bewegen. „Malcolm ist ein Hohlkopf“, meinte er in einem Interview. „Er benutzt ständig die Ideen anderer Leute als seine eigenen.“ Die anderen Pistols seien McLaren wie Lakaien gefolgt, meinte Johnny verächtlich; ihn selbst hätte er jedoch nie einwickeln können.

Nach Rottens Schilderungen kann man annehmen, daß es tatsächlich Malcolm war, der das Gift und Galle spuckende Aushängeschild der Pistols aussonderte. Vermutlich war er für die Publicity-Aktion in Rio schon gar nicht mehr eingeplant…Ich hätte diesen Schwachsinn auch gar nicht mitgemacht“, höhnt Rotten nachträglich.

McLaren, der laut J.R. niemals die Wahrheit sagt, gab als einen Grund für den Split an, die Gruppe habe kein Songmaterial mehr gehabt. „Ich habe noch hundert Songs auf Lager,“ erklärt dagegen Durchblicker Johannes: „Die haben nur Schiß bekommen. Ich habe von Anfang an gewußt, wie sich die Sache entwickeln wird, aber ihnen ist alles über den Kopf gewachsen.

So wie Johnny Rotten die Dinge schildert, muß er der widerwillig akzeptierte Chefideologe gewesen sein: der Mann, der die Band erst einmal mit Material und Konzept versorgt habe. Kein Wunder also – wenn es so war -, daß Malcolm und er nicht miteinander klargekommen sind: Johnny Rotten mag eine zynische Ratte sein, aber da sein Verstand genauso scharf wie seine Zunge ist, wird er noch einige Leute in die Tasche stecken.