Augenblick


Eng ist es und warm, alle schwitzen. Die Füße brennen vor Schmerz, die Hände über den Köpfen schlagen im Rhythmus der Musik. Tausende Menschen werden zu einer wogenden Welle aus Euphorie. Alkohol und Drogen, Sex im Zelt, 85.000 Musikfreunde im Geiste. Rock am Ring, das größte Festival Deutschlands, feiert sein 25-jähriges Bestehen, und alle sind eingeladen zum musikalischen Superlativ. Und das Beste an dieser Geburtstagsparty ist: Die Musik kommt nicht vom besoffenen Freund hinter dem Schallplattenspieler, sondern von mehr als 70 echten Bands. Von den Bands, die wir hören, wenn wir ausgehen, feiern und tanzen. Bands wie Bad Religion, Rammstein oder Muse.

Deswegen: Den alten Passat volltanken, Campingkocher, Bierkisten und Schlafsack einpacken. Und idealerweise schon jetzt Urlaub für die Woche danach beantragen. Wenn nämlich vom 3. – 6. Juni 2010 die erwarteten 85.000 Geburtstagsgäste aus ganz Europa zum Nürburgring wollen, kann es schon mal anstrengend werden. Laut, warm und schwitzig.

Malcolm McLaren besaß das besondere Talent, Dinge zu verkaufen, die eigentlich niemand wollte. Zerschlissene Kleidung und abgerissene Musiker, die kein Instrument beherrschten – dafür aber eine Lebenseinstellung verkörperten, die zuerst London und dann die Welt erschütterte. Punk ist „Cash for Chaos“, sagte McLaren einst. Das beschreibt mit einfachen Worten das Lebenswerk des Mannes, der eine Revolution managte und es wie kein Zweiter verstand, die mühsam erarbeiteten Werte einer Gesellschaft mit einem Fingerschnippen zu zerstören: „Sei kindisch, sei verantwortungslos. Sei respektlos. Sei alles, was die Gesellschaft hasst“. Malcolm McLaren war Agent Provocateur, lange bevor sein Stiefsohn die gleichnamige Unterwäschefirma gründete. Er war Ziehvater der Gebrochenen, Ausgestoßenen und Sonderbaren. Seine Racheengel hieß Johnny Rotten, Sid Vicious, Annabella Lwin. Sie wurden zu Kunstwerken. Zu Botschaftern der Verweigerung und des schlechten Geschmacks. Malcolm McLaren war einer der schillernsten Unruhestifter der gesamten Popgeschichte . Am 8. April 2010 verstarb der 64-jährige Punk-Legionär nach kurzer, schwerer Krankheit in einem Schweizer Spital.