Jeff Healey


Nach 'Slowhand' Clapton steht erneut ein Gitarren-Virtuose in den Startlöchern, um seinen Heroen aus Beat, Blues & Rock ein Cover-Denkmal zu setzen.

Der Mann wurde schon als zweiter Jimi Hendrix gefeiert: Grammy-Nominierungen und jede Menge weitere internationale Music Awards – sein 1988er Debüt ‚See The Light‘ bescherte dem durch Augenkrebs erblindeten Gitarristen aus Toronto einen vielbeachteten Einstand. Mehrere Millionen Käufer fand das Werk – wohl eine zu hohe Meßlatte für die Nachfolge-Alben ‚Hell To Pay‘ (1990) und ‚Fee! This‘ (1992), wie sich herausstellte. Die Bezeichnung „Flops“ will Healey aber nicht gelten lassen: „Wir haben vom zweiten und dritten Album jeweils fast eine Million Stück verkauft. Ich denke“, brummt er mit seiner tiefen Stimme, „daß es verdammt viele Bands gibt, die uns darum beneiden würden.“

Die Idee, ein Album ausschließlich mit Fremdkompositionen aufzunehmen, sei deshalb keineswegs aus der Not geboren. So schmettert er den Einwand, Cover-Alben seien momentan schwer in Mode, sogar recht unwirsch ab: „Wir haben mit den Vorbereitungen für das Album schon vor gut eineinhalb Jahren begonnen. Da gab’s diesen Boom noch nicht“, betont er. Der Grund für ‚Cover To Cover‘, mit dem sich der 29jährige Kanadier vor Gitarren-Vorbildern wie Jeff Beck, Jimi Hendrix, Jimmy Page, Eric Clapton oder Muddy Waters verneigt, liege ganz woanders: „Bei jedem Soundcheck für einen Gig jammen wir munter drauflos. Meist landen wir dann bei Songs wie ‚Shapes Of Things‘ von den Yardbirds, ‚Communication Breakdown‘ von Led Zeppelin oder anderen Klassikern wie ‚I’m Ready‘. Unsere Roadies waren davon jedesmal so begeistert, daß wir allmählich Lust auf ein komplettes Cover-Album bekamen.“ Die Konsequenz: Jeff verschanzte sich zusammen mit seinen langjährigen Begleitern Joe Rockman (Baß) und Tom Stephen (Drums) im bandeigenen Forte-Studio in Toronto. Schon nach wenigen Proben kristallisierten sich 14 Healeykompatible Titel heraus. Darunter auch ‚Stuck In The Middle Of You‘, der größte Hit der britischen Folk-Pop-Band Stealers Wheel, der kürzlich auf dem Soundtrack-Album vom Tarantino-Film ‚Reservoir Dogs‘ zu neuen Ehren kam. „Das war schon komisch“, erinnert sich Jeff, „wir haben den Track x-mal aufgenommen, aber zum Schluß gefiel uns die allererste Demo-Version am besten.“ So gut sogar, daß die Gerry Rafferty/Joe Egan-Komposition als erste Single-Auskopplung ins Rennen geschickt wurde. Der sonnige Song mag im Blues-Umfeld aus dem Rahmen fallen – dennoch paßt er zu einem Nonkonformisten wie Healey. „Ich möchte mir musikalisch keine Grenzen setzen. Vielleicht mache ich ja auch mal ein Unplugged-Album. Nichts ist unmöglich!“ Kein Wunder also, daß Healey B.B. King zu seinem Lieblings-Gitarristen erklärt: „Er könnte jedes beliebige Instrument spielen – es würde sich immer einzigartig anhören. Das unterscheidet eben einen echten Musiker von einem bloßen Handwerker.“