Jet – Köln, Gebäude?


Alter Wein in nicht ganz neuen Schläuchen: Jet zelebrieren/imitieren Retro-Rock.

Die Frage des Abends ist reklametechnischer Natur: Wie lange hallt ein Song nach, der vor Zeiten Bestandteil der Werbung eines Mobilfunkanbieters war? Die Antwort steht in den glücklichen Gesichtern der Besucher des Gebäude 9 zu lesen: lange. Jet sind in der Stadt, vor Jahren hat die Band aus Melbourne mal im Handbuch des Rock’n’Roll geblättert und dabei nur die Passagen gelesen, die sich um die 60er- und 70er-Jahre drehen – und genauso hört sich die Musik auf ihrem immens erfolgreichen Album GET BORN an: Richtung rückwärts ist die Maxime. Bluesrock ist das Bettchen, auf dem Jet herumtollen, und auf der Bettwäsche stehen, schon leicht verwaschen, auch die vier Buchstaben P-U-N-K.

Dass Jet einem gewissen Konservatismus frönen, ist nicht weiter wild; immerhin eifern sie respektablen Figuren nach: den Rolling Stones einer Zeit, als Mick Jagger die Texte noch nicht vom Teleprompter ablesen musste, den Stooges, The Who und – wenn es ganz gut läuft – ihren Landsleuten von AC/DC; dass Brian Johnson wie eine frisch gewetzte Rasierklinge singt und Nie Cesterwieein Nutella-Messer: geschenkt. Beim Konzert in Köln ist Jets Musik handwerklich gut Inachlgemacht, aber keinesfalls eigenständig lebendig. Tonnenschwer sind die Gitarrenriffs, ob bei älteren Songs wie „Move On“ und „Get What You Need“ oder bei neuem Material.“.Put Your Money Where Your Mouth Is“ heifit die erste Single des neuen Tonträgers SHINE ON, und sie ist ein bleiernes Blues-Denkmal: dröge, garantiert ironiefrei, nicht mal mit dem Anflug eines Augenzwinkerns. „Are You Gonna Be My Girl“, den Song aus der Mobilfunk-Werbung, haben Jet natürlich dann auch noch gespielt, und es ist nicht nur ihr größter Hit, sondern auch ihr bestes Lied: ein kerniger Rocker mit begnadetem Riff, zu dem man sich tüchtig die Augenbrauen durchpusten lassen kann. Alles in allem ist die Musik von Jet aber eine Simulation – eine Simulation von Musik, die es bereits x-mal (und y-mal besser) gab. Beim Verlassen des Saals erwägen wir, im Spar-Abo ein paar Songs von AC/DC zu ordern. Weil der DJ im Foyer aber ein sicheres Gespür für die Situation beweist, verwerfen wir den Gedanken wieder: Er spielt „You Shook Me All Night Long“. Wenn Jet dieses Gespür heute doch auch mehr als einmal vorrätig gehabt hätten.