John Farnham


Nett und unverdorben wie er nun mal ist, wollte der australische Naturbursche über Kollegen natürlich nicht meckern. Daß es "The Voice", wie er wegen seiner begnadeten Stimmbänder genannt wird, trotzdem manchmal die Sprache verschlug, hat einen simplen Grund: "In Australien kriegen wir halt nur das gängige Pop-Zeug aus Amerika zu hören."

Fine Young Cannibals: „It’s ok lit’s alrightl“

„Die Fine Young Cannibals, klar, erkennt man sofort an der Stimme von Roland Gift. Aber, um ehrlich zu sein, sie sind nicht gerade meine Lieblingsband. Einige Sachen sind nicht übel, aber begeistern kann ich mich nicht dafür. Für dieses Stück schon gar nicht.“

Wendy & Lisa: „Rainbow Lake“

„Keine Ahnung, wer das ist. Erst dachte ich kurz, das könnten Womack & Womack sein, aber ich glaube, die haben ja schon länger nichts Neues mehr gemacht. Egal, hat mir sowieso nicht gefallen. Wendy & Lisa? Wer ist das? Klar, die beiden Prince-Mädels. Ach ja, die habe ich gestern auch auf MTV gesehen. Süße Mädchen, nicht?“

Gary Moore: „Walking By Myself“

„Oh, das gefällt mir, das geht richtig rein. Guter Rock ’n‘ Roll, richtige Party-Musik. Wer ist das? Gary Moore — stimmt, der hat ein ganzes Blues-Album gemacht. Das wollte ich mir schon lange mal anhören, aber ich bin seit fast einem Jahr nur noch mit meinem eigenen Kram beschäftigt.“

Neneh Cherry: „l’ve Got You Under My Skin“

„Hab ich gestern auch auf MTV gesehen, weiß aber trotzdem nicht, wer’s ist. Nicht schlecht: Sie vermengt ihre Raps wenigstens noch mit richtigen Gesangsparts. Reiner Rap geht mir ziemlich schnell auf den Geist, dieses permanente Gelabere, das ist mir schlicht zu langweilig. Bei diesem Stück aber sollte man wohl auf den Text hören:

Sie singt in der ersten Strophe irgendwas von Aids — und ich halte es für extrem wichtig, daß solche Themen in der Popmusik aufgegriffen werden.“

Tragically Hip: „Blow At High Dough“

„Kann man hören. Der Sänger ist gut. hat Soul in der Stimme, und es ist Rock ’n‘ Roll. Guter, alter Rock ’n“ Roll, der ist mir immer noch am liebsten.“

Andrea Jürgens: „Küsse der Nacht“

„Das würde ich wohl nicht in meine Plattensammlung aufnehmen. Zum ersten verstehe ich nun mal nicht, was sie da singt, aber es würde wohl auch keinen Unterschied machen, wenn sie englisch singen würde. Glücklicherweise dringt sowas ja normalerweise nicht bis nach Australien vor. Leider gibt es wahrscheinlich trotzdem genug Leute, die sowas kaufen.“

Hall & Oates: „So Close“

„Hall & Oates. Die sind ganz große Favoriten von mir, sie haben mir auch schon persönlich ihr neues Album überreicht, leider bin ich vor meiner Abreise noch nicht zum Hören gekommen. Mir haben aber schon viele Leute vorgeschwärmt, es sei das beste Album, das sie jemals gemacht hätten. Ich freue mich schon richtig drauf — der CD-Player ist schon eingeschaltet.“

Gianna Nannini: „Scandalo“

„Ist das diese verrückte Deutsche, Nina Hagen? Was, das ist gar keine Deutsche? Englisch ist es aber auch nicht. Ich hab’s: Italienisch! Sie hat eine sehr interessante Stimme, das Stück reißt mich aber nicht vom Hocker. Gianna Nannini habe ich noch nie gehört, aber italienische Musik ist für einen Australier auch schon etwas sehr Exotisches. Zu uns kommt ja nur das ganze Pop-Zeug aus Amerika und vielleicht noch aus England.“

Beats International: „Burundi Blues“

„Klingt ganz interessant, vor allem die Stimme. Da würde ich gerne das ganze Album hören. Gegen House- und Dance-Musik habe ich nichts, ich speiTe mich nicht gegen ganze Stilrichtungen, man könnte ja was Gutes versäumen. Sicher klingt vieles gleich, aber es ist nun mal Tanzmusik — und genau als solche funktioniert sie.“

Mica Paris: „Contribution“

,.Eine großartige Stimme, unglücklicherwei-: gefällt mir das Drumherum überhaupt nicht. Wenn man den abtörnenden Hintergrund wegmischen würde, könnte ich mir das gut anhören, nur diese Frau und ihre Stimme.“