Jonny Greenwood sagt Konzerte Aufgrund von Drohungen ab

Greenwood und sein Live-Kollege Dudu Tassa sprechen von „Zensur“.


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Jonny Greenwood (Gitarrist von Radiohead) und der israelische Musiker Dudu Tassa haben zwei geplante Konzerte in Großbritannien abgesagt. Grund dafür seien laut einem öffentlichen Statement auf X „glaubwürdige Drohungen“ gegen die Veranstaltungsorte und deren Personal. Konkrete Details zu Art und Herkunft der Drohungen wurden nicht genannt.

Absagen wegen Sicherheitsbedenken

Die Gigs in Bristol und London waren für den 23. und 25. Juni angesetzt. Sie sollten Teil der Tour zum gemeinsamen Album JARAK QUARIBAK sein, welches vor allem arabische Liebeslieder mit Beiträgen von Musiker:innen aus Syrien, Libanon, Kuwait und Irak präsentiert.

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In dem Statement heißt es: „Die Veranstaltungsorte und ihr schuldloses Personal haben genug glaubwürdige Drohungen erhalten, um zu dem Schluss zu kommen, dass es nicht sicher ist, die Konzerte durchzuführen.“ Weiter heißt es, dass die Promoter:innen nicht dafür verantwortlich gemacht werden könnten, die Sicherheit des Publikums oder der Künstler:innen zu gewährleisten.

Hintergrund der Absage sind Proteste gegen kulturelle Kooperationen mit israelischen Künstler:innen im Kontext des Nahostkonflikts. Die palästinensische Kampagne PACBI, ein Teil der „Boycott, Divestment and Sanctions“-Bewegung (kurz: BDS), hatte die geplanten Auftritte als „Genozid-Artwashing“ bezeichnet und deren Absage öffentlich begrüßt.

Laut Greenwood und Tassa ein „Fall von Zensur“

Jonny Greenwood und Dudu Tassa wiesen diese Vorwürfe entschieden zurück und bezeichneten die Entwicklung als „offensichtlichen Fall von Zensur“. In ihrem Statement heißt es: „Die Kampagne, die die Konzerte erfolgreich gestoppt hat, besteht darauf, dass „dies keine Zensur ist“ und „es hier nicht darum geht Musik zum Schweigen zu bringen oder einzelne Künstler anzugreifen“. […] Musiker zu zwingen, nicht aufzutreten und Menschen, die sie hören möchten, diese Möglichkeit zu verwehren, ist ganz offensichtlich eine Form von Zensur und des Zum-Schweigen-Bringens.“

Die Musiker betonen, ihr Projekt wolle kulturelle Brücken zwischen verschiedenen Teilen des Nahen Ostens schlagen und sei „jenseits politischer Lager“ angesiedelt. Greenwood erklärte bereits 2024, dass er es für „nicht progressiv“ halte, Kunst israelischer Jüd:innen pauschal zu boykottieren.

Ob die abgesagten Konzerte zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, ist unklar. Greenwood und Tassa äußerten jedoch die Hoffnung, ihr gemeinsames Werk „eines Tages noch live präsentieren zu können […] irgendwo, irgendwie“.