Josef Winkler über The Alan Parsons Project „Tales Of Mystery And Imagination – Edgar Allan Poe“


The Alan Parsons Project. Die Band, die es nicht gibt. Schmalspur-Floyd, Nun gab es aber für mich eine Zeit, da war Schmalspur-Floyd viel besser als, na ja, z.B. kein Floyd. Es war 1987, ich war 15 und hatte zwei Jahre Pop-Radio hinter mir (älterer Bruder mit Wire-Platten war irgendwie keiner zur Hand). Mich dürstete nach Anspruch! Kunst! „Dark SideOf The Moon“ hatte ich schon auf MC, und was war das hier? Ein „Klassiker“, sagte der Mann auf B3, der den groß betröteten Re-Release des ersten APP-Albums von 1976 zu hypen hatte. Eine Platte, die, ähem, Rock mit Klassik (oh!) und Literatur (ah!) verband? Ein „Konzeptalbum“ (woah!) über Edgar Allan Poe (grusel!)? Oh, sehr gern.

Verstehen wir uns richtig: Ich würde heute nicht die Boxen auf den Balkon stellen, auf 11 drehen und zu „The Tell-Tale Heart“ das Haupthaar schütteln. Das verwünschte Project hat einem völlig zu Recht peinlich zu sein [hatte es mir damals zu denken geben sollen, als unser Wirtschafts-Lehrer APP in einem SchüterzeitungsFragebogen als Lieblingsband notierte? Aber ich kann es nicht leugnen: „Die Tales“ ist mir in die Synapsen gesenkt und für einen warmen Schauer gut, wenn sie mir heute beim Plattendurchkabbeln in die Hände fällt. Und das ist schon noch ein anderes paar Schuhe als der weitgehende Quark, der von APP folgen sollte. Das von Orson Welles geraunte Intro über spukigen Synthschwaden heimelt immer noch an, Eric Woolfson klingt ein bisschen wie Greg Lake auf den ersten beiden King Crimson, „The Cask Of Amontillado“, „To One In Paradise“ und „The Raven“ sind doch okaye Songs. Und dieses wunderbar überkandidelte Instrumental „The Fall Of The House Of Usher“ mit dem Gewitter drin (eine Kunstkopf-Aufnahme!)… Weltfremde Musik, pompös, aber nicht gänzlich seelenlos. Gutartig kitschig. Gruselig? Ich hätte auch Yes anheim fallen können. Insofern bin ich aus der Nummer ganz gut rausgekommen.