Julie Delpy Berlin, Kutturbrauerei


Sie singt auch Songs. Manchmal sagt sie auch, dass sie Songs singt. Vor allem aber ist sie charmant.

Ach, könnte es doch bei den Ansagen bleiben. Bei diesen lustigen Sätzen, mit denen Julie Delpy meinte, auf der Bühne ihre Songs ankündigen zu müssen. Vielleicht musste sie das auch voreinem rotweinglasschwenkenden Rollkragenpulli-Publikum, das die zarte Französin vor allem aus Filmen wie „Before Sunrise“ oder „Killing Zoe“ kennt. Die hat eine Platte gemacht? „Die Platte heifit julie delpy „, sagt Julie Delpy. „Ich wollte sie eigentlich anders nennen, aber das ist mein Name. “ Und dann spielt sie den Song „Mr. Unhappy“, das Lied „von einem Mann, der nicht happy ist“.

Das ist süß. Aber so hoffnungslos mädchenhaft und überzuckert spielen Julie Delpy & The Delpys gar nicht. Die ebenfalls leicht angeschickerten Franzosen Lieh war mit jedem von ihnen verheiratet“] hielten sich dezent im ohnehin obskuren Hintergrund der Bühne, wenn die Chefin auf Heather Nova oder Joni Mitchell machte, rockten aber hübsch verspult, wenn Julie Delpy mit der brennenden Zigarette in der Hand eine Rockschlampe wie Liz Phair zu imitieren versuchte – kein Problem für eine gute Schauspielerin, auch wenn die gute Schauspielerin an diesem Abend auf ihre Kunst verzichtet. Im Theater, sagte sie einmal, fühle sie sich wegen ihres schrecklichen Lampenfiebers ohnehin nicht wohl. Auf der Bühne sei das einfacher, weil sie sich da „an Songs herantasten könne“. Keine Kleinkunst also. Stattdessen: La Musique, etwas linkisch, aber durchwegs sympathisch vorgetragen. Mit Feedbacks und kräftigen Tritten aufs Wah-Wah-Pedal, wenn’s angebracht war „Lame Love „, mit anarchisch polternden Akkorden, wenn sich der Song um die Unordnung in der Seele dreht. Die dunkle Ballade „So Real“ kam dermaßen inbrünstig, dass mancher vielleicht ein Tränchen, mindestens ein Tröpfchen Wein vergossen hat.

So unterhielt dieser kuriose Abend weniger durch das, was war- durchschnittliche Musik, schnoddrig dargeboten. Vielmehr entfaltete das Konzert im Lauf des Abends einen ganz besonderen Charme deshalb, weil es eines nicht war kalkuliertes Entertainment mit Pop-Routine. Um es mit Julie Delpy zu sagen: „Ich wollte gerade sagen, dass ich ein Lied singen werde. Aber dass ich ein Lied singen werde, brauche ich Ihnen ja eigentlich gar nicht zu sagen. Es liegt auf der Hand, deswegen sind Sie ja hier“. Nicht wirklich, Julie. Aber bitte, hör nicht auf!