Kings Of Convenience im Konzerthaus, Dortmund


Reduziert und sympathisch nerdig: King Of Convenience geben eine zeitgemäße Version von Simon & Garfunkel.

Die Show-Elemente sind nicht neu. Aber die Art ihrer Ausführung ist es. Muss man gesehen haben, wie die beiden Männer ihre akustischen Gitarren tauschen. Der eine er ist der Kleinere von beiden reicht seine ruhig und konzentriert rüber und hat die, die ihm gereicht wurde, längst wieder im Anschlag, als der andere, Größere, noch sehr ausführlich und sehr umständlich mit dem Umschnallen des Instruments beschäftigt ist; so jemandem möchte man gerne beim Schmieren des Marmeladenbrötchens assistieren, weil er sich sonst womöglich mit dem Frühstücksmesser verletzt. Der Mann, der sich mit dem Instrumentetauschen auskennt, ist Eirik Glambek Boe; der Mann, der das Instrumentetauschen noch öffentlich übt, ist Erlend 0yc. Zusammen sind Boe und 0ye die Kings Of Convenience, und im ausverkauften Konzerthaus Dortmund spielen sie vor einem begeisterten Publikum sehr gekonnt und so reduziert wie fokussien die Folksongs und leicht angejazzten Lieder ihrer neuen Schallplatte I)H-CLARATION OK DEPENDKNCK. Wer von den beiden Norwegern vorneweg singt, ändert sich mitunter innerhalb eines Songs und ist nicht weiter von Belang; wichtig ist, dass der zweistimmige Gesang dasganzeSet hindurch harmonisch ineinander greift – und dass der Klang auch dann kristallklar bleibt, als Boc und 0ye zwischenzeitlich von einem Geiger und einem Kontrabassspieler unterstützt werden. Im Gros der Songs von Kings Of Convenience regiert weiterhin das Prinzip der stillen Kraft, und bei „Mrs. Cold“ und „24-25“ kann man nicht nur sämtliche Nacht i gallen trapsen, sondern auch Simon & Garfunkel für die Generation Umhängetasche hören. Komplettiert wird der fabelhafte Auftritt durch die Rolle, die Erlen’d 0ye auch nach vielen Jahren noch perfekt gibt: die des sympathischen Nerds. Seine Kopfkissenfrisur, sein Nasenfahrrad in XXL und die leicht verschwurbelte Publikumsanimation mit Sätzen, bei denen der Teil hinter dem Komma selten etwas mit dem davor zu tun hat und die trotzdem als Ganzes wirken: grandios. Und weil der Schlaks Erlend 0ye am Flügel so klug aussah Linus Van Pelt und so leidenschaftlich gespielt hat wie Schroeder, möchte man ihm beherzt einen dezent abgewandelten Satz aus den „Peanuts“ entgegenschmettern: Von allen Erlend 0yes der Well ist Erlend 0ye – ganz gleich, ob bei den Kings Of Convenience, The Whitest Boy Alive, als DJ oder Remixer-aut jeden Fall der Erlend 0ve-endste.

Albumbritik ME W/09