Klänge aus dem Keller der Seele


Seine Vorbilder heißen Tom Waits, Charles Bukowski und Beck. In seiner Band Fingerpoke verarbeitet Rolli Strobel diese Einflüsse.

„Ich liebe die Schräglage, denn es ist ein spannender Zustand, in dem man plötzlich wieder in große Ungewißheit abrutschen kann. Das hat etwas sehr Lebendiges“, schwärmt Roli Strobel. Diese Vorliebe hört man den Songs seiner Band Fingerpoke deutlich an. „Ich baue mir immer Hindernisse. Meistens sind das Instrumente, die kaputt, lädiert oder präpariert sind, und versuche, mit einem Schrottplatz etwas ‚Anständiges‘ zu bewerkstelligen. Dieses Hindernis ist dann meistens so dominant, daß ich gar nicht mehr zurückfinde zum Pop.“

Das hat sich nun sogar zum Vorteil ausgewirkt, denn die musikalischen Vorlieben Strobels, namentlichen Tom Waits und Beck, sind deutlich zu hören. Beispielsweise durch die Mitarbeit von Nadja Zela (Rosebud) finden sich aber auch Indie-Gitarren in den Songs. Wenn die Stücke auch aus den feuchten Kellern der Seele zu stammen scheinen – deprimierend wirken sie nicht. Über einem verschleppten HipHop-Rhythmus tanzt die scheppernde Voodoo-Percussion eines Waits, verlangsamter Blues taumelt in einen verstrauchelten Country. Trotzdem bewahrt sich die Musik einen unbekümmerten Charme. Vielleicht, weil sie ursprünglich einfach so und nicht für ein Album geschrieben wurde.

„Ich bin ein Klangfreak , behauptet Roli Strobel, doch das ist bloß die halbe Wahrheit. Denn er ist auch ein wunderbarer Erzähler, der sich in der amerikanischen Literatur zu Hause fühlt. So zitiert er Charles Bukowski und dessen versteckte Poetik, die in den wilden Säuferstories oft untergeht. Und von Richard Brautigan ließ er sich ebenfalls zu einem Song inspirieren. Doch selbst die Texte basieren letztendlich auf der Wirkung von Klängen. „Wenn ein Klang entsteht, der mich fasziniert, begebe ich mich in seine Welt. In dieser Welt gibt es auch Wörter. Aus denen entsteht dann die Geschichte, von der ich zu Beginn keine Ahnung habe. Ich finde sie irgendwo auf dem Weg.“ Bleibt zu hoffen, daß er noch lange unterwegs sein wird.