„Klingt nach vielen Mushrooms“


Gut, wenn man eine anständige Ausbildung hat: Beim ME-Liederraten erweisen sich die drei studierten Cellisten von Apocalyptica als kompetent in Rock und Klassik. "Hört sich an wie Penderecki..." Grundgütiger!

Die zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker A Hard Day’s Night

Paavo Lötjönen: Nicht schlecht. Das Intro war zu lang. Aber jetzt, mitten im Song, ist es ziemlich witzig.

Eicca Toppinen (begutachtet das Cover): Ein reines Cello-Orchester ist das? Klingt gar nicht danach. Eher wie ein ganzes Streichorchester. Nicht schlecht.

Paavo: Es gab in Finnland vor uns ein anderes Celloorchester, die „Six Cellos“. Die spielten klassische Stücke, aber auch Popsongs oder Tango. So kamen wir auf die Idee mit den Metallica-Coverversionen.

AC/DC Girls Got Rhythm

Perttu Kivilaakso: Wer das ist, ist klar. Mir fällt nur der Name des Songs gerade nicht ein.

Eicca: Man kann nichts Böses über sie sagen. Simpel, aber großartig. Der Beat – so straight, fast wie Techno.

Paavo: Mein Fall ist das nicht.

Du findest AC/DC nicht cool ?

Paavo: Es ist mir einfach zu simpel. Ich würde mir das nie zu Hause anhören.

Jetzt vielleicht nicht mehr, aber mit 16 oder 17?

paavo: Da bin ich auf Pink Floyd gestanden oder die Beatles in ihrer Spätphase, solche Sachen.

Jeff Mills Solid Sleep

Paavo (nach drei Minuten): Wann fängt der Song an?

Eicca: Das ist Musik für Clubs, nicht für zu Hause.

Perttu: Es gibt inzwischen ja auch im Techno-Bereich sehr gute Musik, aber zu Beginn war das doch alles recht einfallslos.

Das war doch eher einfallsreich, diese neuen Sounds, dieser Minimalismus!

Paavo: Minimalismus ist okay, aber es sollte keine Entschuldigung dafür sein, seinem Instrument nicht nach einiger Zeit mehr zu entlocken als Gestampfe.

Ist es im Rock-Bereich wichtig, auf seinem Instrument technisch gut zu sein?

Eicca: Nein. Nimm Lenny Kravitz: Er spielt auf seinen Platten alles selbst, kann aber eigentlich kein Instrument richtig spielen. Aber es ist immer Magie in seinem Spiel. Er ist technisch überhaupt nicht gut, aber er hat musikalisches Talent und erschafft mit einfachen Mitteln etwas Zauberhaftes.

Public Enemy – Miuzi Weighs A Ton

perttu: Das sind die Beastie Boys.

Es ist Public Enemy. Gefällt es dir?

Perttu: Hab ich mit 13 gehört, jetzt nicht mehr.

Paavo: Bei mir ist das umgekehrt. In den 80s habe ich Rap gehasst. Inzwischen finde ich einiges interessant.

Eicca: Für mich ist HipHop weniger ein Musik- als ein Poetry-Genre. Leider haben viele Rapper nichts zu sagen außer: We are so bad, we have so much money, all the others can fuck off!

Deep Purple & The Royal Philharmonie Orchestra – Concerto for Group and Orchestra

Eicca: Hm. Ein Filmsoundtrack?

Perttu (als die Rockband einsetzt): Led Zeppelin, die irgendwie versuchen, Gershwin zu covern. Oder so.

Es ist Deep Purales Concerto For Group And Orchestra.

Eicca: Absoluter Müll. Erst dachte ich, was für ein mieser klassischer Komponist. Wirklich schlimm.

Paavo: Der Rock- und der Klassik-Teil haben miteinander null zu tun, das ist einfach zusammengeklebt.

Eicca: Es passt schon grundsätzlich nicht zusammen. Wenn Rockbands mit Orchestern spielen, klingt das immer wie aus einem schlechten Film.

The Ramones Blitzkrieg Bop

Alle drei: Ramones!

Paavo: Wie habe ich sie gehasst!

Was hat dir überhaupt gefallen ?

Paavo: Beatles und Pink Floyd.

Perttu: Es ist das Gleiche wie mit AC/DC. Sehr cool, aber anhören würde ich mir das nicht mehr. Von den Ramones habe ich eine Platte zu Hause. Das reicht.

Warst du nicht zumindest ein paar Monate lang Punk?

Perttu: Ich bin nicht so der tough guy.

Arnold Schonberg Streichquartett Nr. 4 (Opus 37)

Paavo: Im Moment keine Ahnung, wer das ist. Aber auf alle Fälle besser als die Ramones oder AC/DC.

eicca: Bartök?

Schönberg.

Paavo: Ich dachte, es sei Schönberg oder Alban Berg.

Eicca: Aber schon aus der Zwölftonmusik-Phase?

Ja, das 4. Streichquartett von 1936.

Eicca: Ich mag Schönberg lieber, als er noch keine Zwölftonmusik gemacht hat. Zwölftonmusik ist sehr, sehr theoretisch, eher Mathematik als Musik.

Johnny Cash Personal Jesus

Perttu: Wow, gut, sehr gut. Das ist Nick Cave.

Eher sein Vater: Johnny Cash.

Paavo: Auf alle Fälle besser als die Ramones.

Eicca: Der Song ist nicht besonders einfallsreich, aber was er daraus macht, ist schon großartig. Die Art, wie er singt und mit einfachsten Mitteln eine wahnsinnige Stimmung erzeugt, ist sehr gut.

Was sagt ihr denn zu Country allgemein ?

Eicca: Wie man hört, gibt es ja einige schöne Sachen. Aber schlechte Country-Musik ist so ziemlich die schlechteste Musik überhaupt.

Can Halleluhwah

Alle: Cool, (jaulen mit)

Eicca: Klingt nach vielen Mushrooms. Irgendwie hat es was von Penderecki. Diese Cluster.

Gar nicht so weit weg. Das ist Can. Zwei von denen haben bei Stockhausen studiert.

Eicca: Klingt nach sehr vielen Mushrooms. Die Rhythmik ist sehr eigenwillig, aber toll.

Paavo: Das sind Passagen, die klingen wahnsinnig modern. Wie diese Chillout-Sachen, die man auf progressiven Radiostationen in der Nacht hört. Und das haben die vor dreißig Jahren gemacht? Respekt.

Eicca: Dieser Track war sehr erfrischend. Vielen Dank dafür!