Kopfflimmern


Are we human or are we Hase?

Es sind wieder Geiseln befreit worden, diesmal in Ägypten. Und ÜBERALL plappern und drucken sie wieder den „Schlüsselsatz“ nach, den der Steinmeier wieder in die Mikros gequakt hat, den selben wie schon bei der letzten Geiselbefreiung vor ein paar Wochen: Es gehe „den befreiten Geiseln den Umständen entsprechend gut“. Mich wird da der Kopf weich. Ich meine: Was soll das heißen? Die hatten jetzt so eine Riesensause während dieser Entführung, immer schön an der frischen Luft, viel Sonne gekriegt klar, dass es denen jetzt so richtig gut geht. Okay, man kann von der „Tagesschau“ nicht erwarten, dass die sagen: „Außenminister Steinmeier ließ wörtlich verlauten, den befreiten Geiseln gehe es ‚den Umständen entsprechend gut‘. Er meint damit natürlich, den befreiten Geiseln gehe es gemessen an den Umständen gut.“ Oder doch? In jedem Fall könnte doch mal jemand aus dem Ministeriumsstab, der Deutsch kann, zum Steinmeier hingehen und ihn darauf hinweisen, dass er seit soundso vielen Presseerklärungen Dummes erzählt. Oder kann da keiner mehr Deutsch? Und: Sind Befreite eigentlich noch Geiseln? Egal jetzt.

Die wahren sprachlichen Festivals finden immer noch in Infopostillen der Unterhaltungsbranche statt. Hier: Plattenfirmen-Newsmail vom 18.9., Betr.: „The Killers melden sich mit neuem Album zurück“. Ein Klassiker. Man stellt sich vor: Die Bandrückmeldestelle New York Süd. Brandon Flowers und seine Mitstreiter, bzw. Brandon Flowers und seine Mannen resp. halt ganz einfach Brandon Flowers &Co. stehen in derSchlange, die sich dort schon seit frühmorgens gebildet hat- in dieser veröffentlichungsintensiven Zeit sollte man viel Zeit mitbringen, wenn man zum Rockamt geht. Das stehen sie fröstelnd aufm Flur. Vor ihnen irgendwo TV On The Radio, und sind das da hinten nicht die Dandy Warhols? Und hier: die Kings Of Leon. Servus! Alle haben sie monatelang im Studio Blut, Schweiß und Tränen vergossen und heute sind sie hier, um sich mit einer neuen Platte zurückzumelden. Leider ist der Sachbearbeiter Indie heute krank und die Vertretung dermaßen lahm, dass man in der Zeit- hoho! -ja locker noch eine weitere Platte hätte machen können, witzelt Adam Green. Keiner lacht, weil ihn keiner kennt und folglich keiner kapiert, worauf er anspielt Plötzlich Geschrei, Hälse werden gereckt: Was ist das für ein Lärm da drüben am Schalter Hardrock? Ach, das sind nur Motörhead, die natürlich ihrem Ruf gerecht werden müssen: Sie melden sich LAUTSTARK mit neuem Album zurück. Diese Lauser…

Noch eine Mail, Betreff: „Reamonn mit neuem Album im Gepäck!“ Ach du meine Güte. Wir stellen uns vor: FJS-Flugh,.äh-Airport München, Donnerstagvormittag. Die schlimme Band Reamonn kommt vom Gepäckband, ein Zöllner winkt sie heran: „Moment amal die Herren. Dürfen wir mal einen Blick in ihr Gepäck werfen? Soso. Was haben wir denn da? Der schlimmen Band Reamonn rutscht das kollektive Herz in die kollektive Hose. Natürlich ahnt die schlimme Band Reamonn, dass jetzt Ärger ins Haus steht. „Das,äh, ist unser neues Album. Bitte… Verstehen Sie doch… Wir wollten uns mit einem Paukenschlag zurückmelden …“ Da sind sie bei den strengen bayerischen Zöllnern aber gerade an die Richtigen geraten., Ja, freilich. So weit kommt’s noch“, winkt der Beamteab. Und Schengener Abkommen hin, Freihandel her-das neue Reamonn-Album wird konfisziert und verschwindet auf Nimmerwiedersehen und vor allem -hören in den Asservatenkammern des Zolls. Happy End.