Lässige Klassiker


Mit entspannter Attitüde huldigen Salaryman dem Krautrock.

Als Japan nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg seine Industrialisierung in Angriff nahm, da geschah dies mit dem gleichen fatalistischen Fleiß, mit dem zuvor per Waffengewalt die „pazifisch-asiatische Wohlstandssphäre“ erschlossen werden sollte. Für das Heer ausdauernd arbeitender Lohn- und Stechuhr-Sklaven war bald ein prägender Name gefunden: Salaryman. Unter diesem Namen tritt auch ein Quartett aus dem US-Bundesstaat Illinois auf die Bühne, um mit schlagseitigem Krautrock die Entfremdung des Menschen in der Arbeitswelt zu feiern – oder zu kritisieren? Als The Poster Children nämlich lärmen Salaryman hauptberuflich auf der musikalischen Fährte von Hüsker Du oder Black Flag. Doch erst mit ihrem Nebenprojekt sorgen sie nun für Aufsehen in Europa: „Karoshi“ erschien zunächst in der Alten Welt, wo das Album sogar die strengen Geschmacksrichter vom englischen „New Musical Express“ entzückte: „Der lässigste Klassiker, den der experimentelle Rock jemals hervorgebracht hat!“ Das böse Wort vom Postrock verkneifen wir uns an dieser Stelle. Zu lustvoll kreieren Salaryman ihr instrumentales Paralleluniversum aus Blieps, Scratches, warmen Orgeln und jazzigen Grooves, als dass man ihnen verkopfte Berechnung unterstellen könnte. Ob der japanische Markt wohl auf Salaryman gewartet hat? Immerhin bedeutet „Karoshi“ im Land der aufgehenden Sonne soviel wie „Tod durch Überarbeitung“.