Liebficken: 10 Songs über Sex, in denen alle Spaß haben


Durch #deutschrapmetoo wurde mal wieder deutlich, wie räudig und übergriffig oft über Sex gesungen wird. Deshalb hat unsere Online-Redaktion mal ein paar Songs gesammelt, bei denen alle Beteiligten Spaß am Sex haben. Mit u. a. Peaches, Nina Simone, Layla u. a.

Bei den Gesprächen über #deutschrapmetoo wurde wieder eines deutlich: Die Art und Weise, wie in vielen Songs aus Pop, Rap und Rock über Sex gesungen wird, ist oft ziemlich räudig. Oder übergriffig. Oder misogyn. Oder traurig. Oder kalt. Oder alles zusammen. Dabei gab es schon immer erfreuliche Ausnahmen, selbst zu Zeiten, als die Gesellschaft (oder der männliche Teil davon) noch viel frauenfeindlicher eingestellt war. Anstatt uns aber die Laune mit den zahlreichen schlimmen Beispielen zu verderben, wollen wir in dieser (und evtl. in weiteren Listen) mal jene Songs feiern, in denen alle Beteiligten Spaß am Sex haben. Wir haben also einfach mal im Online-Team rumgefragt, welche Songs uns da zuerst in den Sinn kommen. Rausgekommen ist eine sehr bunte Mischung, in der vor allem auffällt, dass es meistens die Künstlerinnen sind, die hier den richtigen Ton treffen.

Prioritise Pleasure: 10 Songs über Sex, in denen alle Spaß haben (II)

1. „Fuck The Pain Away“ von Peaches

Skandalsängerin, Feministin und Elektroqueen Peaches geht mit ihren Songs seit über zwei Jahrzehnten einen sexuell progressiven Weg, der Stereotypen aus dem Weg räumt, Tabus bricht und soziale Normen hinterfragt. Vorreiter im Diskurs um Sexualität in der Musik sind etwa ihre Lieder „Fuck the Pain away“ oder „Rub“: Werke, die mit wenig subtiler Sexualmetaphorik die Grenze des Bequemen gänzlich überschreiten. Orgienszenen, nackte Haut außerhalb der Körpernorm und Genitalien in Makro – Peaches beleuchtet Sexualität von einem oft überzeichneten Standpunkt aus, der uns viele neue Türen öffnet. (Samira Joy Frauwallner)

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2. „So Smooth“ von Layla

Laylas Videosingle „So Smooth“ bringt eine Repräsentation von Intimität, die auf einer gesunden Basis beruht, in den Deutschrap. Dabei beschreibt die 23-Jährige regelmäßig in ihren Tracks die weibliche Sexualität und erklärt, dass auch Frauen eine leidenschaftliche Begierde besitzen können. In ihrer im Oktober 2020 veröffentlichten Single gibt sie den Takt vor und beschreibt ein gegenseitiges Verlangen. Eine Sexualität, die für Geben und Nehmen einsteht und in der keine*r der Beteiligten zu einem Sexobjekt diskreditiert wird. So singt sie zum Beispiel: „Ich gehör’ nur mir alleine / Doch mit dir teil’ ich mein’n Körper / Sag du willst es, brauchst es / Liebst es, sag, dass du es willst genau wie ich / Lass es raus, wenn du bei mir bist / Keiner gibt dir das, was ich dir geb’“. Dabei rappt die gebürtige Münsterin über eine Hingabe, die einzigartig und ausdrucksstark ist. Trotz dieser Hingabe hebt Layla lyrisch hervor, die alleinige Besitzerin ihrer Körpers zu sein und ihn für den Genuss des Momentes zu teilen. Die Melodie dazu besitzt eine Leichtigkeit, die durch den Bass Dynamik entstehen lässt und durch Laylas Stimmfarbe  abgerundet wird. Auch im Musikvideo zu „So Smooth“ wird die Ästhetik der beschriebenen Protagonist*innen durch unterschiedliche Lichteinsätze widergespiegelt. Die verschiedenen Farben und Hintergründe fangen die wechselnde Atmosphäre durch den Songtext auf, in dem Layla zwischen dominant und emphatisch hin und her balanciert: „Du weißt genau, was du tust / Niemand anders macht es wie du / Ich weiß genau, was du suchst / Babe, bei mir kommst du zur Ruh“. Das beschreibt eine Sexualität, die im Gegensatz zu vielen anderen Rapsongs auf gegenseitige Sensibilität setzt. Bei Layla werden Körper und Intimität zum Ruhepol des anderen und zur Erweiterung des beidseitigen Respektes. Auch in Singles wie „Creamy“ oder „Dichter“ erklärte Layla bereits die Power der weiblichen Sexualität und gibt der Frau durch die offensive Aussprachen ihre eigene aktive Rolle wieder. (Christin Rodrigues)

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3. „Let’s Talk About Sex“ von Salt-N-Peppa

Der Hit aus dem Jahr 1991 wurde zwar von einem Typen geschrieben (dem Produzenten Hurby Azor), trifft aber einen Ton, der zugleich aufklärend und sexy ist und alle Geschlechter abholt. Was man(n) ja erst mal schaffen muss. Dass dieser Song  so gut funktioniert, liegt dann aber natürlich an Salt (Cheryl James), Pepa (Sandra Denton) und DJ Spinderella (Deidra Roper). „Let’s Talk About Sex“ ist eine Einladung, die in alle Bereiche dieses Themas führt: Safer Sex, Sexual Consent, Scham, aber auch Zensur. Denn 1991 war es alles andere als selbstverständlich offen über Sex zu reden. Bei Salt-N-Peppa aber ist dieses Gespräch die spannende Einladung auf ein Spiel, das am Ende beiden gefällt. „Let’s tell it how it is, and how it could be / How it was, and of course, how it should be“. Man wird fast ein wenig traurig, wenn sich diese Zeilen noch immer wie eine Utopie anhören … (Daniel Koch)

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4. „sex is good (but have you tried)“ von Donna Missal

„Sex is good, but have you tried fucking with yourself?“ Gleich zu Beginn startet Donna Missal mit den wirklich wichtigen Fragen im Leben. Damit liefert sie eine sanft-wispernde Hymne fürs Masturbieren — und gegen den unpersönlichen Tinder-Verschleiß. Ein Plädoyer zur Auto-Romantik: Statt Einsamkeit zu zweit, lieber wahre Intimität allein. (Sophie Boche)

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5. „Liebficken“ von Sofaplanet

Eine kleine Ehrenrettung für die deutschsprachige Musik (und die Männer) in dieser Liste. Tiefgang holt man sich zwar woanders, aber wer Anfang der Nullerjahre noch in den sexuellen Entdeckunsjahren war und erste Liebschaften hatte, die auch körperlich wurden, der fand diesen naiven und dezent versauten Song irgendwie super. Egal ob männlich oder weiblich. Es bleibt natürlich die Frage, warum man(n) denn unbedingt das fürchterliche Wort „Penetration“ noch im Song unterbringen musste (als wäre das das Spannendste am Sex). Aber trotzdem: Hier wird „lieb“ „gefickt“, „mal schnell und mal langsam“, hier geht es romantisch zu, weil man sich „gemeinsam die Sterne“ anschaut. Am besten am Song ist aber schlichtweg der Titel, der nämlich dieses harte F-Wort und den Trieb, der darin steckt, in einen kuscheligen, rücksichtsvollen Kontext bringt. (Michael Schütz)

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6. „all night“ von Marika Hackman

​Was ihre liebste Liebhaberin ausmacht, stellt Marika Hackman in „all night“ klar: „We go down on one another / All night, all night“. Nicht nur so manch heterosexuelles Techtelmechtel kann sich von dieser Stamina etwas abschauen. Marika Hackman stellt selbstverständlich queere Liebe in den Vordergrund ihrer Songs und beweist, dass Lovesongs im Indie-Business mehr können als nur trauriger Typ mit Schüttelfrisur und Gitarre. (Sophie Boche)

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7. „Like That“ von Doja Cat

In ihrer im Juli 2020 veröffentlichten Videosingle „Like That“ erklärt Doja Cat ihre Vorlieben und bestimmt dabei nicht nur beim Rap die Spielregeln. Für den Song holte sie sich Gucci Mane als Feature hinzu. Zusammen beschreiben sie eine sexuelle Beziehung, die von offener Kommunikation und Signalen lebt. That’s my shit, that’s my wave / Do it like that and I’ll repay it  / Don’t be scared, I ain’t afraid / Just like that, come my way.“ Sie beschreiben einen Austausch von Intimität, bei dem beide ihre innige Verbindung zelebrieren vorher klären, was ein angemessenes Benehmen ist. Gucci Mane beschreibt mit seinem Part, dass Sexualität ein Antonym von Egoismus darstellt und  formuliert sein Verlangen so: „I’m not cheap, baby, and I’m sure not selfish / Shakin‘ like Elvis, damn near broke my pelvis / Jumpin‘ off the top rope, got ‚em tag teamin’“. Das ergibt eine Form von Zweisamkeit, die hier als Teamwork beschrieben wird. Obwohl sie ausschließlich über die sexuelle Anziehungskraft zwischen zwei Menschen sprechen, wird ein Verhältnis gezeigt, bei dem man auf die Bedürfnisse des Anderen achtet und eingeht. Eine unverwechselbare körperliche Verbindung, die durch das Musikvideo im Weltallstil verbildlicht wird. Indem die anfänglichen Ängste und die Schüchternheit durch den Mann repräsentiert werden und die Frau die leitende Kraft ist, beweist Doja Cat, dass Frauen sehr wohl ihrer Sexualität Ausdruck verleihen können. Auch in ihrem im Juni 2021 veröffentlichten Album „Planet Her“ thematisiert die Rapperin aus Los Angeles oftmals Sexualität und diverse Sexpraktiken. Dabei betont sie immer wieder ihre Vorlieben und gibt den Ton vor. Auch wenn sie in der darauf zu findenden Single „Need to Know“ eine sexuelle Beziehung beschreibt, in der sie dominiert wird, macht Doja Cat eins besonders klar: Ich bestimme wie und wann! (Christin Rodrigues)

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8. „I’ll Make Love To You“ von Boyz II Men

Im Video zu diesem Klassiker von Boyz II Men sieht man anfangs einen Mann und eine Frau in einem nicht-sexuellen aber flirty wirkenden Kontext. Gleich zu Beginn sagt die Frau dabei „Actually, I feel very safe“ – wenig später bietet sie ihm an: „Can I offer you a drink?“. Ein Einstieg, der natürlich doppeldeutig ist. Oder, na ja, eigentlich ist es recht eindeutig, worum es hier geht. Das von Babyface geschriebene Lied aus dem Jahr 1994 wurde schon oft „basically the perfect guide to sexual consent“ genannt. Der Text des Slowjam-Crooners ist dabei ganz auf die Lust der Frau ausgerichtet: „Girl relax, let’s go slow / I ain’t got nowhere to go / I’m just gonna concentrate on you / Girl are you ready? / It’s gonna be a long night.“ Das ist im Vergleich zu all den „Ich bin der geilste Hengst im Stall“-Lyrics im Genre noch heute sehr erfrischend – und es zeigt ganz nebenbei, wie man trotzdem „seinen Mann steht“, denn auch wenn hier einer den Toyboy gibt, der jeden Wunsch erfüllt, ist er immerhin gerüstet für eine „long night“. (Daniel Koch)

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9. „Ebow 400“ von Ebow

​Was wird in der Popkultur immer noch viel zu selten thematisiert? Richtig: Lecken. Der Blow-Job ist omnipräsent, doch wo bleibt die Passion für das weibliche Äquivalent? Mit „Ebow 400“ leistet Ebow einen maßgeblichen Beitrag, um diese Ungerechtigkeit auszubalancieren. Lines wie „Ertrink‘ in deinem Pussy-Juice“ und „Let it rain, ich brauch ’nen Umbrella“ wertschätzen den Stolz auf Wetness, den die Welt braucht. (Sophie Boche)

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10. „I Want A Little Sugar In My Bowl“ von Nina Simone

Wir beenden diese Liste mit einem Klassiker aus dem Jahr 1967 – also aus einer Zeit, in der es noch nicht an der Tagesordnung war, dass eine starke Frau nur dezent metaphorisch verschleiert ausspricht, dass sie ein wenig horny ist. Nina Simone, eh eine der größten Künstlerinnen aller Zeiten, hat sich dafür ein Stück Blues-Geschichte angeeignet und gezeigt, dass die weibliche Lust schon früher eine Stimme fand. Teile ihre Songs stammen aus einem Blues-Song gleichen Namens, der zuerst 1931 von Bessie Smith aufgenommen wurde. Dieser von drei Männern geschriebene Song hat es aber nur in kleinen Teilen in Simones Version geschafft. Der Großteil der Lyrics stammt von Nina Simone und macht ihren Song damit zu einer sehr frühen und sehr erfolgreichen Formulierung der Freude am Sex aus weiblicher Sicht. (Michael Schütz)

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