Live Art!


Ende der 60er-Jahre ging es den Menschen so gut, dass sie über etwas besseres als Kapitalismus nachdachten - die Performance-Kunst wurde erfunden.

Ende der 60er-Jahre ging es den Menschen so gut, dass sie über etwas besseres als Kapitalismus nachdachten – die Performance-Kunst wurde erfunden. Ende der Nullerjahre ging es den Menschen so mies, dass sie über etwas besseres als Kapitalismus nachdachten – die Performance erlebte ein massives Comeback. Von den 365 Tagen des Jahres verbrachte Marina Abramovic 75 auf einem Stuhl im New Yorker MoMA – ihr gegenüber stand ein zweiter Stuhl, auf dem sich jedermann hinsetzen und ihr in die Augen schauen konnte, solange er wollte. Mehr als 1500 Menschen kamen – die erste Werkschau, die das Haus je einer Performance-Künstlerin widmete, wurde ein voller Erfolg.

Im Herbst dann trat Matthew Barney in den Industrieruinen Detroits auf. Dort, wo einst an Autos und dann am Techno geschraubt wurde, triumphierte 2010 die Live Art. Zur Wirtschaftskrise und zum Überdruss an Investmentkunst der Marke Koons oder Murakami mag jene Sehnsucht kommen, die die Menschen auch wieder in Konzerthallen treibt: die Sehnsucht nach echten Körpern im Hier und Jetzt. jr