#DAHEIMDABEIKONZERTE

Mando Diao: Luxus und Anarchie in L.A.


Anlässlich des bevorstehenden #DaheimDabei-Konzerts am 11. Mai 2020 gibt's hier das ME-Interview mit Mando Diao aus dem Jahr 2009 über die Entstehung ihres fünften Albums, das lästige Label-Thema sowie ihre „Mach was du willst“-Mentalität zum Nachlesen.

Der selbstsichere Sonnyboy und der immer etwas getriebene Denker

Während die jungfräulichen Songs erstmals Journalistenohren erreichen, wippt Björn fernab jeglicher Nervosität lässig mit dem Fuß, grinst einem ab und an siegesbewusst zu. Gustaf hingegen verabschiedet sich mit Erklingen der ersten Töne sofort zum Rauchen in den winzigen Vorhof des Studios, kehrt mit einem Pappbecherkaffee zurück, streckt sich auf dem Boden aus und starrt an die Decke. Selbstverständlich erlauben diese Beobachtungen noch keine hieb- und stichfesten Rückschlüsse auf die Charakteristika der beiden. Aber auch im Interview bleiben sie meist der selbstsichere Sonnyboy und der immer etwas getriebene Denker.

#DaheimDabeiKonzerte: Erlebt Mando Diao heute im Stream

Warum L.A.?

Björn: In Schweden wird es immer dunkler, und wir brauchten einfach noch etwas Sonne vor Weihnachten.

Mats: Unsere Musik stammt ja aus Amerika. Deswegen fühlt es sich jetzt ganz richtig an, während der restlichen Aufnahmen noch Burger zu essen.

Gustaf: Außerdem wohnt Matt Wignall hier, ein guter Freund von uns. Er ist ein fantastischer Fotograf und wird Teile des Artworks unserer Platte machen. Dazu geht Amerika momentan sowieso vor die Hunde und ist einfach sehr billig. Wir hatten nach den Aufnahmen in Schweden die Wahl, ob wir als Nächstes nach Uganda, Thailand oder nach L.A. gehen sollten. Wir entschieden uns dann für Letzteres.

Ein Studiotechniker spielt „You Know My Name (Look Up The Number)“ der Beatles von einem Band ab. Gustaf singt sofort mit: „Let’s hear it for Dennis O’Bell. Der Techniker freut sich, dass Gustaf den Song „aus dem ,White Album’“ gleich erkannt hat. Den leisen Einspruch des ME-Manns, der Song entstamme doch gar nicht dieser Platte, unterbindet Gustaf: „Sag einfach Ja und Amen! Hör gar nicht erst darauf, was sie sagen! So kommst du mit den Amis klar.“

Ist das die Erfahrung deiner letzten Tage hier?

Gustaf: Absolut! Diese Amis… „Oh really, that’s awesome!“

Die naheliegendste aller Fragen: Wollt ihr jetzt von hier aus Amerika erobern?

Björn: Nicht jetzt. Wenn wir das nächste Mal hierherkommen, dann wird es uns um Erfolg in den USA gehen.

CJ: Diesmal wollen hier mit Freunden abhängen, dem Album den letzten Schliff geben und ein einziges Konzert spielen. Aber wenn wir an den Strand wollen, gehen wir da auch hin. Wir sind hier, um the good life zu genießen. Das ganze Promo-Zeug kommt beim nächsten Mal.

Björn: Eine Mischung aus Anarchie und Luxus.

Gustaf: Die „Eroberung“ eines Landes kannst du als Band aber ohnehin nicht planen. Nur mit guter Musik kannst du ein Land breaken. Wenn du keine guten Songs hast, helfen dir auch keine Businesspläne.

Nach dem verhalteneren NEVER SEEN THE LIGHT OF DAY dominieren auf dieser Platte wieder stramme Rockgitarren. Eine Rückbesinnung?

CJ: Nein, die Musik ist völlig neu. Sie ist natürlich Rock’n’Roll – aber mit etwas tanzbarem Soul. Was aber tatsächlich alt ist, ist das Gefühl dahinter.

Björn: Mit jedem Album öffnen wir ein neues Kapitel, aber als Personen sind wir eben immer dieselben, wenn auch gereifter: Gustaf und ich sind uns enger als je zuvor.

Gustaf: Es ist unser modernstes Album bisher. Wir haben Dinge kombiniert, die wir nie für möglich gehalten hätten: Da sind Black-Sabbath- und Jimi-Hendrix-Riffs neben Dancebeats, die uns an die 90er erinnern, als wir noch viel Primal Scream und The Prodigy hörten. Aber neben all dem ist da auch ein großer US-Einfluss: Die Platte ist sehr rockig, alle Songs basieren auf Gitarrenriffs. In etwa wie EXILE ON MAIN ST. von den Stones. Die Platte stellt aber keine Abkehr von NEVER SEEN … dar. Das war ja eine fantastische Erfahrung für uns, weil es eine Zusammenarbeit von zwei Künstlern war. Wir haben die Songs geschrieben, aufgenommen und sie dann, wie Elvis, einem Arrangeur gegeben, Björn Olsson (Gründungsmitglied der schwedischen Psychedelicrocker The Soundtrack Of Our Lives; mittlerweile zurückgezogen lebender Kleininselbewohner und gelegentlicher Musikproduzent; Mando Diao nennen ihn ein „Genie“ – Anm. d. Red.).

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Wie schon auf ODE TO OCHRASY (Herr Horst, Luc Robitaille, Tony Zoulias etc.) arbeitet ihr wieder mit Figuren. Wer ist denn zum Beispiel Gloria?

Gustaf: Das haben wir von den Beatles! Da tauchen auch immer Vornamen auf: Michelle, Julia, Martha… Außerdem ist das ein gutes Mittel, um die Wahrheit herauszulassen, ohne irgendjemanden zu verletzen. Wenn du einer real existierenden Person, wie deiner Freundin, in einem Song z.B. den Namen „Gloria“ gibst, kannst du viel freier sagen, was dir auf dem Herzen liegt. Eine Art Zensur-Werkzeug des Songwriters.