#DAHEIMDABEIKONZERTE

Mando Diao: Luxus und Anarchie in L.A.


Anlässlich des bevorstehenden #DaheimDabei-Konzerts am 11. Mai 2020 gibt's hier das ME-Interview mit Mando Diao aus dem Jahr 2009 über die Entstehung ihres fünften Albums, das lästige Label-Thema sowie ihre „Mach was du willst“-Mentalität zum Nachlesen.

Wie weit seid ihr denn diesmal auf eurer Suche nach dem perfekten Popsong gekommen?

Gustaf: „Dance With Somebody“ haut mich total weg. Wir sind eine sehr gleichmäßige Band. Alle unsere Songs sind gut. Oft heißt es, „Down In The Past“ sei unser stärkster, aber das kann ich nicht nachvollziehen. Die Qualität eines Liedes kannst du sowieso immer erst nach Jahren beurteilen. Zu Zeiten von HURRICANE BAR dachte ich immer, „Cut The Rope“ sei unser bester Song bisher. Aber seitdem habe ich nie wieder über ihn nachgedacht. „You Can’t Steal My Love“ bedeutet mir hingegen jeden Tag noch sehr viel.

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Ihr habt einmal gesagt, euch würden Best-ofs einer Band mehr interessieren als deren krude, verschollene B-Seiten. In diesem Jahr begeht ihr euren zehnten Geburtstag – Anlass genug für eine erste eigene Hitsammlung?

Mats: Wir sind noch nicht bereit, zurückzuschauen. Wir leben noch viel zu sehr in den Tag hinein. Außerdem gilt unsere volle Konzentration dieser Platte jetzt.

CJ: Für mich ist die neue Platte unsere beste. Vielleicht sollten wir sie „The Best Of Mando Diao“ nennen?

Gustaf: Das Best of Mando Diao sind unsere vier Alben. Wenn du ein „Best of“ willst, kauf dir die Platten! Und wenn du die Kohle dafür nicht hast, dann sparst du eben! Außerdem könnte ich mir nie zwölf Songs aussuchen. Das soll die Plattenfirma machen.

Stichwort Plattenfirma. Bis zur letzten Platte hieß sie EMI, GIVE ME FIRE ist das erste Album für Universal. Es erstaunt, dass sich die Band nach der unrühmlichen Scheidung von EMI erneut für einen Major entschieden hat. Was kann Universal in Zeiten, in denen mit Plattenverkäufen kaum noch Geld verdient wird, die Marketingetats bei den Plattenfirmen schrumpfen und viele große Künstler (siehe Radiohead) ihre Musik über alternative Wege vertreiben, schon groß anders machen als EMI?

ODE TO OCHRASY, ihr bislang erfolgreichstes Album, wäre fast nicht veröffentlicht worden

Dazu kommen die vielen persönlichen Negativerfahrungen, die die Band mit einem Major bereits gesammelt hat. Noch beim letzten Interview, das Mando Diao dem MUSIKEXPRESS gaben, zog die Gruppe – in Anwesenheit einer Angestellten der EMI – ungeniert über ihre Plattenfirma her. Und das nicht ohne Grund oder weil sich Anti-Establishment-Betragen eben für eine Rockband gehört: ODE TO OCHRASY, ihr bislang erfolgreichstes Album, wäre fast nicht veröffentlicht worden. Die Plattenfirma hielt Songs, Cover und Produktion für nicht vermarktbar. Bei NEVER SEEN … verhielt es sich sogar noch ärger (der Titel spielt ja auf die schwere Geburt der Platte an): Das Album erschien per EMI-Dekret nur in Deutschland und Schweden. Gustaf:

„Wir konnten uns bei EMI lange Zeit nicht beschweren. Wir hatten alle Freiheiten, konnten immer alles bestimmen: die Tracklist, das Cover, die Produzenten – alles. Wir konnten fünf B-Seiten auf eine Single packen. Das fühlte sich an, wie bei einem Indielabel unter Vertrag zu stehen. Aber dann kam es zum Streit, weil wir nicht verstanden, warum sie NEVER SEEN … nicht auch in Taiwan, Australien, einfach überall herausbringen wollten.“

Schließlich wurde sogar der mit dem Thema Mando Diao betraute Artist-&-Repertoire-Manager, DAS wichtige diplomatische Bindeglied zwischen Übungsraum und Chefetage, entlassen. Dann noch das alte Leid, „dass wir von den ersten beiden Alben immer noch kaum Geld gesehen haben“, wie Samuel kopfschüttelnd beklagt. Ein Zustand, der bis heute Gültigkeit hat. All das konnte das Vertrauen in Majorfirmen allerdings nicht brechen.