ME & me


Christoph Lindemann über schweißnasse Hände & Telefonterror. Oliver Götz über Schlosskater und Saußater.

Erster Auftrag für den ME?

Aerosmith, Mai 1999. Ich war erst vier Wochen beim ME. Auf eine Anfrage für ein Bowie-Interview kam folgende Antwort: “ Das wird nichts. Aber willst du übermorgen Aerosmith treffen?“ Auf solche Gegenfragen war ich noch nicht vorbereitet, saß aber am nächsten Tag im Flieger nach L.A. – mit schwitzigen Händen und wahnsinnig professionellem Gesichtsausdruck.

Das größte Fame-Interview?

Mick Jagger, 2002, in Toronto? Oder zwei Jahre vorher Johnny Cash? Ich war jedenfalls bei beiden Gelegenheiten aufgeregt. Das Gespräch mit Cash sollte am Tag der ME-Weihnachtsfeier stactfinden, aber das Telefon stand still. Eine Stunde lang gebanntes Warten -die Kollegen waren längst feiern —, mit einem Aufnahmegerät auf „Pause“. Vielleicht geht es Cash nicht gut? Hab ich die Zeitverschiebung falsch berechnet? Keine Ansage, keine Ahnung. Und die Gewissheit, dass ein Ausflug zur Toilette zu riskant war: Verpasst du Cash, ruft er nicht nochmal an. Ich hab schließlich in eine leere Flasche gepinkelt und weiter das Telefon angestarrt. Irgendwann gab die Plattenfirma bekannt, dass das Interview um 24 Stunden verschoben wurde. Am nächsten Tag fand es wie geplant statt, hat 40 Minuten gedauert und war nah, persönlich und manchmal auch rührend. Die Warterei hat sich gelohnt.

Der beste Auftrag?

Eine Woche Japan mit The Killers und Fotograf Olaf Heine, 2007. Unvergessliche Eindrücke sowieso, und dazu noch ein erstaunlich persönliches und aufschlussreiches Interview mit Brendan Flowers. As good as it gets.

Erster Auftrag für den ME?

Als freier Autor des ME ein Ausflug zu Slut nach Ingolstadt, im Sommer 2002. Es ist brütend heiß und das Schloss von Slut eher ein … Kasten. Aber nett sind die alle. Auch Schlosskater Pavel ist nett. Wir haben alle Zeit der Welt für das Interview, das mich bei voller Bandbesetzung trotzdem fast ein wenig überfordert. Da sitzen fünf Menschen, die wollen doch alle beschäftigt werden, nicht?

Das größte Fame-Interview?

Campino? Berühmt genug? Klar doch. Das Tolle an dem Interview aber war gar nicht sein Farne, sondern dass ich es quasi gar nicht führen musste. Weil sich meine Idee erfüllen sollte, den Ex-Punkrockerund den anderen Ex-Punkrocker Ted Gaier von den Goldenen Zitronen an einen Tisch zu setzen. Um mal über ein paar, vor allem ideologische Dinge zu quatschen, die mich seit meiner eigenen Von-den-Hosen-zu-den-Zitronen-wechseldich-Jugend immer wieder beschäftigt haben. Eine so anstrengende wie erhellende Angelegenheit. Und noch nie brannte der Wunsch nach „Bitte, zehn Seiten für dieses Interview!“ so sehr wie im Herbst vom vergangenen Jahr.

Der beste Auftrag?

Ein Wochenende mit den Sportfreunden Stiller in Spanien, im Studio bzw. auf der kleinen Hacienda drum herum. Sonne, Gaudi, Tagträumereien, Kickerduellc und echter Bundeshga-Fußball auf der Leinwand. Stunden vor dem eigentlichen Interview einer der schlimmsten Kater, die mich je heimgesucht haben. Und drei Sportfreunde, die sich so besorgt wie sensibel als Mineralwasserträger um mich kümmern wie Mutti.