Mehr „FuckYou“!


Auf ihren Hit "Cannonball" folgte 1993 die Implosion der Breeders. Nach fast neun Jahren Pause haben die Schwestern Kim und Kelley Deal die Band nun wieder belebt.

Vereinbart für das Telefongespräch mit Kim Deal war 20.15 Uhr. „Dauert noch. Machen wir 21.15, o.k.?“ Aus Viertel nach neun wurde Viertel nach zehn, und um halb elf kam das Aus: „Kirn ist ein bisschen zu betrunken, um noch Interviews zu geben.“ „Zu betrunken?“, sinniert Kim Deal ein paar Tage später, als das Gespräch endlich zustande kommt.

„Nein, wir hatten Probleme mit dem Einchecken. In Hamburg war das, oder? Köln? Hm. Ich kann mich nicht erinnern.“ So ist’s recht, das ist Rock’n’Roll. Genau wie die Geschichte von Aufstieg, Fall und Wiedererweckung der Breeders, jener Band, die in den späten 8oern als gemeinsames Projekt von Kim Deal (damals noch bei den Pixies) und Tanya Donelly (Throwing Muses) vom Stapel gelaufen war. Als 1993 mit der Single „Cannonball“ der große Hit kam, lag die Band bereits in Trümmern: Donelly war schon lange weg, Bassistin Josephine Wiggs machte sich gerade selbstständig, Kelley, Kims Schwester, hing in den Seilen der Heroinsucht. „Aus Respekt vor Kelley wollte ich den Namen Breeders nicht weiter benutzen. Aber so richtig aufgelöstwaren wirnie“, erklärt Kim Deal heute. Das einzige Breeders-Lebenszeichen seither war 1998 das Three Degrees-Cover „Collage“ auf dem Soundtrack des Filmchens „Mod Squad“, eingespielt von Kim und Kelley Deal. Ansonsten bestanden die 90er für Kim aus Projekten. Bis sie im März 2000 an einem New Yorker Tresen die Hardcore-Band Fear traf und der Abend mit Gitarrist Richard Presley und Bassist Mando Lopez in einem nahe gelegenen Studio endete: „Wir spielten, bis es hell war. Dann fragte ich: Wo wohnt ihr? Sie: Los Angeles. Ich hab meine Sachen ins Auto gepackt und bin nach LA.

getuckert.“Im Dezember kam auch Fear-Drummer Jose Medels mit an Bord – fertig waren die neuen Breeders. Fast. Was ist mit Kelley? Kim: „Sie war natürlich sofort wieder mit dabei. Es geht ihr inzwischen gut.“ So gut, dass die Breeders dieser Tage ihr erstes Album seit neun Jahren veröffentlichen. Der Platte hört man die rauen Jahre an, die hinter der Band liegen. „Es ist definitiv kein Party-Album“, sagt Kim Deal. „Unser Ziel lautete: Weniger Pop mehr Rock, mehr Kraft, mehr Fuck You!“ www.4ad.com