Menschen haben keine Ahnung


Die Berliner Band NMFarner lebt von Fehlern und enttäuschten Hoffnungen.

Zum großen Philosophen fehlt ihm nur ein einziger Buchstabe – Norman Nitzsche, der ursprünglich aus der Tilman-Rossmy-Stadt Essen stammt, sitzt in Berlin am Telefon und beschreibt die unvergessenen und immer wieder schön enervierenden Songs „Hallo Vaseline“ (von Cpt. Kirk) & und „Bessere Zeiten“ (von Kolossale Jugend), die er damals im Jugendzimmer hörte, als „vom Himmel gefallene Glücksgriffe“. Wie alle guten Menschen kann der NM-Farner-Bassist, der meistens auch singt und die Texte schreibt, so einiges nicht verstehen. „Ich bin zum Beispiel jahrelang mit der Meinung rumgelaufen, daß Knarf Rellöm jemand ist, der sich um seine Zukunft keine Sorgen mehr machen muß. Ich dachte, der Typ ist so großartig – dem muß es einfach gutgehen. Aber daß er im Geld schwimmt und seine Platten in jedem Schrank stehen, kann man ja leider nun wirklich nicht behaupten.“

So werden rührende Weltbilder zerstört, vage Hoffnungen untergraben – und Identifikationen hergestellt. Denn ohne Zweifel werden es auch NMFarmer mit ihrem zweiten Album DAS GESICHT wieder schwer haben. Der eher unhandliche Bandname entstammt übrigens derselben Quelle: Als Norman (früher bei Mina) und Masha Qrella (früher ebenfalls bei Mina, zusätzlich durch Contriva und als Solo-Künstlerin bekannt) auf den Comiczeichner, Illustrator und Schlagzeuger Chrigel Farner trafen, hofften sie, daß wenigstens dessen Nachname mit dem Buchstaben „V“ beginnen würde. Dann hätte man sich, den Initialen von Masha, Norman und dem dritten Mann entsprechend, NMV (Nicht mein Verein) nennen können – selbstverständlich ein Knarf-Rellöm-Song. Das Beste an NMFarner ist, so ähnlich wie bei den Goldenen Zitronen, ihr Nicht-Einverstanden-Sein. Den dümmlichen Aussagen der ephemeren Katastrophen Juli und Silbermond, die es bei jeder Gelegenheit superduper finden, daß. es „endlich wieder handgemachte Musik aus Deutschland“ gibt, setzt Nitzsche das einzig Richtige entgegen: „Ich habe mich schon so oft darüber aufgeregt, und es gibt so viele Leute, die sich mit dieser Musik zu Tode langweilen müssen. Dali diese Musik so über alle Maßen besser funktioniert und sich verkauft als der Kram, der eigentlich eine viel größere Relevanz hat, ist wirklich schlimm.“ Es bleibt dabei: Fehler is King.

www.nmfarner.de