Norman Palm


Impressionistischer Sehnsuchtspop mit bunt getupften Ausreißern: Ein Berliner vertont die Fernbeziehung.

Wenn bei Norman Palm das Telefon klingelt, dann ruft wahrscheinlich seine Freundin aus Mexiko an. Oder Jane Birkin. Die traf der Berliner mal bei einem französischen Radiosender. Eine Begegnung, die seine Plattenfirma prompt als gemeinsamen Auftritt tituliert, was Palm „sehr wohlwollend formuliert“ nennt. Immerhin konnte er der Sängerin seine Platte in die Hand drücken. Gemeldet hat sich Birkin zwar nie, aber vielleicht nimmt sie ja Palms zweites Werk Shore to Shore zum Anlass, durchzuklingeln. Auf diesem Album vereinigt der im Emsland aufgewachsene Künstler die Soundskizzen des Vorgängers zu harmonisch fließenden Songs, die mit subtiler Kraft Americana, sanfte Elektro-Loops und Ukulele-schimmernde Akustik an Land spülen.

War Palms erstes Album noch seinem Kunsthochschulstudium verpflichtet und eher die musikalische Beigabe eines aufwendig inszenierten Artbooks, konzentriert er sich nun ausschließlich auf die Musik. „Je mehr ich live und mit anderen Musikern gespielt habe, desto mehr habe ich Gefallen daran gefunden, die Musik mehr auszuarbeiten,“ erzählt der 29-Jährige. Nicht ohne darauf hinzuweisen, dass dieser neue Fokus auch jede Menge Arbeit bedeutet. In regelmäßigen Abständen habe er sich mit dem Produzenten Janne Lounatvuori „symbolisch eingeschlossen“ und an der Platte gearbeitet, sie aber auch mal ein, zwei Monate ruhen lassen.

Nicht zuletzt deshalb, weil Palm seiner Fernbeziehung wegen immer wieder für Monate Deutschland Richtung Südamerika verlässt. Er sei „kein Fan davon“, in zwei Studiowochen eine Platte zu produzieren bei der man schnell nicht mehr wisse, was man eigentlich tue. Palms Fernbeziehung beeinflusste aber nicht nur den Entstehungsprozess der Platte, sondern ist auch zentrales Thema seiner Songs. Zumindest, wenn man die emotionale Ruhelosigkeit zwischen Nähe und Distanz so interpretieren möchte. Diese Sehnsucht, in der Einsamkeit mehr Melancholie als Verzweiflung ist, denn Palm stellt klar: „Ich bin weder als Mensch noch als Musiker depressiv“. Und so malt er seinen Sehnsuchtspop in bunten Aquarellfarben, die keine Abgründe öffnen, aber eine hypnotisierende Sogwirkung entfalten.

Albumkritik S. 86

www.normanpalm.com

2001-2006 Palm absolviert ein Grafikdesign-Studium in Berlin.

2005 Er wagt das Abenteuer Fernbeziehung, pendelt seitdem zwischen Mexiko und Berlin.

2008 Das Debüt Songs erscheint mit einem 200 Seiten starken Skizzenbuch beim eigenen Label Ratio Records.