Mick Jagger, Sydney, Entertainment Centre


Mit 45 Jahren immer noch ,Satisfactiori singen zu müssen, ist mir ehrlich gesagt ein Greuel“, soll er vor gar nicht langer Zeit mal geäußert haben. Pech für ihn. daß er anno 1988, exakt 45 Lenze jung, nicht nur jenen Evergreen, sondern darüberhinaus auch noch weitere Juwelen aus den glorreichen Tagen der Rolling Stones im Repertoire seiner Solo-Tournee hat. Obwohl in die Jahre gekommen, eher gesetzter Herr als junger Stürmer, lassen sich die Fans vom Alter ihres Idols nicht irritieren. Schließlich sind die meisten von ihnen mit ihm ergraut, haben an diesem Abend Kind Kind und Business Business sein lassen, um noch einmal den Traum der verlorenen Jugend aufzuarbeiten. Die ganze Bühne gleicht einer Mick und die „Best Of Rolling Stones“-Show Schrotthalde: Karosserien ausgedienter Autos verschandeln den hinteren Teil, eine verlassene Tanksäule steht auf der rechten Seite, Konfetti wird ins Publikum geblasen, während bunt gefärbte Trockeneis-Schwaden im Bühnenlicht flimmern. Herr Jagger erscheint in einem modischen Jacket, weißen Baumwoll-Hosen und mit einem überdimensionalen Schal um den Hals, greift in seine Jackentasche, zieht das drahtlose Mikro heraus und läßt die Show anrollen.

Eine Show, die auf drei Säulen steht: „Shake, Raule & Roll“. Natürlich wackelt er wie eh und je mit dem Hintern, dem einst wohlgeformtesten Gesäß des Rock’n Roll. Doch was früher einmal ganze Heerscharen in Verzückung versetzte, wirkt heute aufgesetzt und fast schon peinlich. Vom „rüttle“ ganz zu schweigen, denn das wurde in erster Linie wohl vom Knarren seiner morschen Knochen erzeugt. Das „roll“ schließlich besteht vorwiegend darin, daß das Publikum die Show bereitwillig über sich hinwegrollen ließ.

Gewiß, seine Backing-Band ist mil den Stones nicht vergleichbar, aber dennoch weit mehr als ein zufällig zusammengewürfelter Haufen. Die Gitarristen Joe Satriani und Jimmy Ripp versuchten sich durchaus überzeugend als Ersatz-Keith & Ron, Drummer Simon Phillips steuert ein gelungenes Solo bei, während die vier Background-Sängerinnen seine erstaunlich starke Stimme zu Höchstleistungen aufputschten.

Das Konzert war natürlich Teil seiner gegenwärtigen Solo-Aktivitäten: davon zeugte ein eindrucksvoller Song wie „War Baby“. Der Rest aber stand ganz und gar im Schatten alter Stones-Nummern: „Start Me Up“, „Brown Sugar“, „Tumblin‘ Dice“ und „Gimme Shelter“, der Höhepunkt des Konzerts, waren es letztlich, die das Publikum schweigen ließen. Und wer bei „Satisfaction“, der einzigen Zugabe, kurz die Augen schloß, fühlte sich fast in die 60er oder 70er Jahre versetzt. Fast.