Missy Elliott


TUT MIR LEID, ES IST NOCH KEIN EINLASS. SIE HABEN EINEN VIP-Ausweis und eine Karte? Dann müssen Sie sich da anstellen. Nein, hier gibt es das grüne, nicht das gelbe Bändel. – Schön war er nicht, der Weg in die geheiligte Halle von Missy Elliotts großflächig beworbenem,einzigem hiesigen Gastspiel. Gequetschte drei Stunden nach offizierlem Beginn stolperte der entnervte Medienarbeiter durch ein winziges Nadelöhr. Oder anders gesagt: das parasitäre Journalistenpack bekam hier genausowenig den Arsch geküsst wie die Menschen, die für diese Tortur auch noch Geld ausgeben mussten. Dafür fanden wir uns drinnen alle als Statisten eines Spektakels wieder, das mit die Sicht verstellenden Fernsehkrans primär auf die Bedürfnisse von Musikvideo-Kanälen zurechgeschnitten war. Dem Auge der Welt nun die gewünschte hysterisch-ausgelassene Stimmung zu liefern, war nicht nur in Anbetracht des hohen Medienleute-Anteils im Publikum, sondern auch mit Blick auf das Vorprogramm schwierig. Eine unheilige Dreifaltigkeit namens Caramelle gab sich redlich Mühe, weder der Kunstform HipHop noch dem um sein Überleben ringenden Resthirn einen Gefallen zu tun. Betretenes Schweigen auch bei den Kurzauftritten der Missy-Protegees Gina Thompson und Nicole Ray.dieein paarTanzschrittedarboten, während je zwei Stücke ihrer aktuellen Tonträger vom Playback liefen. Kein Risiko, die Kids wollen das so und die VIVA-Kamera auch. Dann – endlich – hielt Missy Einzug und mit ihr eine dermaßen konsequent gute Laune sowie Publikums- und weltumarmende Freundlichkeit, dass alles vergeben und vergessen war. Nun gut, vier Stücke – ihre knackigsten Hits in gebündelter Form -, das war nicht eben opulent. Aber schließlich war das hier ein Showcase zum gemäßigten Preis, und dann gab’s ja auch noch eine gemütlich groovende, halbstündig ausufernde Bandvorstellung. Und dann trat die Mutter des Abends noch einmal aus dem Backstagebereich und war in ihrer Lieblingsrolle: nicht mit dem Mikro vorne, sondern moderierend und zusammenführend als Conferencieuse eines HipHop-Contests. Dazu wurden auf der minütlich voller werdenen Bühne jene Publikums-Tänzer, Rapper und Sänger belohnt, die, motiviert von den Hundert-Dollar-Scheinen, die die Missy verteilte, und dem Wunsch, es der Elliott-Großfamilie gleichzutun, ihr Bestes gaben. Ergebenis: ein hochklassiger, freudvoller Jam, geprägt von hartem Business und Liebe. Wir hatten den Spaß, HipHop hatte die Community.