Muffel macht Laune: Selbst Bob Dylan kann lachen


HANNOVER. Blues, Country. Rock — gleich mit den ersten drei Stücken umreißt der Meister das Programm des Abends. Den rund 5000 Zuschauern präsentiert sich ein wohlgelaunter, spielfreudiger Veteran. Schon beim dritten Song beginnen die hochhackigen Boots im Takt zu wippen, und gegen Ende des Stückes verfällt „His Bobness“ gar in ein dezentes Tänzeln. An diesem Abend hat er sich selbst und seine Band im Griff und serviert mit dem ihm eigenen spröden Charme eine inspiriert swingende Show von gut zwei Stunden.

Allein der Sound der übersichtlichen Combo ist für Dylans Verhältnisse erstaunlich klar und durchsichtig. Der vielseitige Drummer Winston Watson jr., vor allem aber der akustische Baß von Tony Garnier schaffen eine Basis, auf der sich die Gitarristen Bill Baxter und John Jackson (und Dylan selbst) mühelos bewegen. Zu dem lockeren Rockabilly-Ambiente hatten ihn vor drei Jahren die „Havalinas“, seine damalige Vorgruppe, inspiriert. Mit diesem Sound und den sanft dahingeschmierten Fills auf der Steeiguitar bekommen Stücke wie „If Not For You“ den nötigen Hauch Country — nicht zuletzt auch das betörende „Tomorrow Night“, bei dem sich Dylan deutlich an der Urversion von Elvis Presley orientiert.

Zwar ist es durchweg die akustische Klampfe, die vor seiner Jacke baumelt. Doch die Licks und Soli, die Dylan seinem Instrument entlockt, klingen schlichtweg meisterlich und bekommen immer wieder Szenenapplaus. Genau wie die Gesangeskapriolen, die bei aller Freizügigkeit im Umgang mit Melodie und Intonation doch immer wieder auf den Punkt kommen. Bei „Stuck Inside Of Mobile“ spielt er wie in alten Zeiten mit den Worten, hält sich über halbe Strophen auf einem Ton^entwirft fix eine neue Melodie, näselt einen kleinen Schnörkel und kriegt im letzten Moment dann doch noch die Kurve. Selbst den alten Hits wie „Mr. Tambourine Man“ und „It’s All Over Now, Baby Blue“ haucht er so neues, kompaktes Leben ein. Kein endloses Gefuddel am Anfang, auch keine Verlegenheitsschlüsse, wo immer noch irgendeine Gitarre nachdieselt. Der Meister selbst, früher oft ein deplaziertes Faktotum in seiner eigenen Show, hat die Leitung der Band übernommen und führt ein gnädiges Regiment an diesem Abend. Verwuschelt sich verlegen die Nicht-Frisur, wenn das Publikum jubelt und läßt es dann auch mal gehörig krachen. Über den guten, alten „Highway 61“ rockt er schließlich in die Zielgerade. Doch da hat er schon lange allen Kleingläubigen bewiesen, daß er kann. Wenn er nur will.