Muffel macht Laune: Van Morrison auf Tour mit Georgie Farne


LONDON. Daß der notorische Griesgram außer Seele in der Kehle auch ein Herz für seine Fans hat, demonstrierte er mit einer geradezu intimen Show im neuen Londoner „Forum“ (ehemals „Town & Country“). Die frische Farbe an den Wänden des alten Theaters in Kentish Town war noch kaum trocken, da sorgte Morrison mit einer fein abgestimmten, aber doch konditionsstarken Band für den ersten Schweiß in der neuen Halle. „Van The Man“ selbst blieb sich natürlich treu: keine Exzesse körperlicher Art, kein herziges Plaudern mit dem Publikum.

Nach einem kurzen Aufwärm-Intro seines kongenialen Mitstreiters Georgie Farne an der Hammondorgel marschierte Morrison gemessenen Schrittes ans Mikro und sprang souverän und übergangslos auf den bereits solide rollenden Rock-Zug. Erster Pluspunkt: Morrison ließ die Band frei galoppieren. Zu recht, denn das Septett um Georgie Farne sprudelte nur so vor Elan und federleichter Energie. „Good Morning Little Schoolgirl“ vom neuen Blues-Album Morrisons vibrierte vor pubertärer Urlust, und selbst gemessene Songs aus seiner Weihe-Phase wie „No Guru, No Method, No Teacher“

pulsierten plötzlich mit frischem Leben.

Diese Impulse gingen vor allem aufs Konto von Drummer Jeff Dunn und Gitarrist Ronnie Johnson, deren Engagement selbst dem unerbittlichen Band-Chef hier und da mal ein kleines Lächeln entlockte. Und wenn man inmitten all dieser melodischen und rhythmischen Muskelspielerei genau hinhörte, tönte sogar Van Morrisons Blues-Belcanto so jugendlich und befreit wie lange nicht mehr.

Aufregende Feinarbeit lieferten auch Saxophonistin Kate St. John und Kollegin Tina am Vibraphon, die beide obendrein noch phantastisch die Background Vocals erhellten, ebenso wie Trompeter Hanabi. Ein lupenreines Stimmengemisch, das zusammen mit Georgie Farnes fülliger Orgel das solide Soul-Fundament für Morrisons Quer-Beet-Programm aus drei Jahrzehnten legte.

Trotz alledem zog es Morrison nach bereits 70 Minuten in die Garderobe (oder in den nächsten Pub?), ein Entschluß, der angesichts der mittlerweile wogenden Begeisterung umgehend korrigiert wurde. Immerhin satte 30 Minuten Zugaben „gewährte“ der Belfast Cowboy, darunter eine brillante Parforce-Jagd durch den Klassiker „Tupelo Honey“.

Für seine Verhältnisse geradezu euphorisiert war schließlich auch der knurrige Morrison, denn er stellte seine Band gleich mehrfach vor und holte beim zweiten Zugabenteil noch einmal alles aus seiner Traumtruppe heraus. Dafür hatte er sich wohlweislich seine „Erkennungsmelodie“ aufgespart: „Gloria“ – und frohlockender hätte diese Bluesmesse in Nord-London wohl nicht enden können.