Multicoloured Shades


Willkommen zur Magical Mystery Tour! Um Mißverständnisse gleich aus dem Weg zu räumen: Was die Gruppe aus Westdeutschland an diesen zwei Abenden im Marquee bot, war glücklicherweise keine aufgesetzt modische Psychedelia-Show. Ganz im Gegenteil: Von der Spät-60er Psychomusik der amerikanischen Westküste bis zu den Velvet Underground im Osten, von einem Schwärmer wie Leonard Cohen bis zu einem Schamanen wie Jim Morrison -— die Multicoloured Shades zollten ihrer Vergangenheit ausgiebig Tribut. Dennoch —- nicht einmal der Hauch eines Revivals drang aus den Boxen.

Die Multicoloured Shades verzichten auf das Flower-Power-Mäntelchen von der Stange, schließlich haben sie — vor allem live — weit Besseres zu bieten. Songmaterial und Arrangements sind bereits auf erstaunlich ausgereiftem Niveau — und so war es kein Wunder, daß besonders am zweiten Abend der Marquee kochte und die Band erst nach mehreren Zugaben von der Bühne entlassen wurde.

In Sänger Pete Barany besitzen Multicoloured Shades einen Joker, der — ständig in sich hineingrinsend — den Kontakt mit dem Publikum nie abreißen läßt. Hinzu kommt eine ungemein geschlossene Band, die in punkto Arrangement dicht und geschlossen wirkt. Da ist die Orgel, die mit ihrem bizarren Sound noch am ehesten psychedelische Vorfahren ins Gedächtnis ruft, da ist die Gitarre von Heinz-Werner Maleike, der Grizzlybär-Baß von Michael Döring und das präzise Schlagzeug des neuen Drummers Bernd Gremm.

Bislang waren Multicoloured Shades nur jenen Leuten in England ein Begriff, die ab und an die Radioshows von John Peel hörten. Wenn sie das nächste Mal wiederkommen, werden sie hier wärmstens begrüßt werden.