Musik zum Lesen


Das Aus kommt zwar in Runde 8, doch angeschlagen präsentierte sich der Patient schon lange: Sinkende Auflagezahlen seit der fünften Ausgabe von Rock Session ließen bei Rowohlt den bedauerlichen Entschluß reifen, das 1977 ins Leben gerufene Periodikum nun einzustellen. Ob die Reihe, möglicherweise unter einem anderen Titel, in einem anderen Verlag Unterschlupf findet, ist z.Zt. noch nicht abzusehen.

„Sound And Vision“ – unter diesem Etikett firmiert die Finalnummer, eine programmatische und zeitgemäße Wahl. Letzteres deshalb, weil zwei wesentliche Elemente aktuellen Popschaffens im Mittelpunkt stehen: Video(clips) als neues Massenmedium; das Studio als Schauplatz kreativer Prozesse, die romantische Vorstellungen vom intuitiv Musikschaffenden längst ad absurdum geführt haben. Herausragende Beiträge: JulienTemples erfrischende Polemik gegen den schnittgeilen Video-Terror dieser Tage; die überfällige Aufarbeitung (und Rehabilitierung) des Kapitels „Disco-Produktionen“ durch David Toop und schließlich Prof. Bops (alias Götz Aismann) köstliche Abrechnung mit dem überschätzten Studio-„Genius“ Phil Spector.

Die Beiträge über Phil Ochs und Tim Buckley wirken in diesem Rahmen allerdings fast wie Lückenbüßer- und außerdem: Sollte es „über die heutige Popmusik“, wie Herausgeber Frederking mutmaßt, wirklich „nichts zu sagen“ geben? Den positiven Gesamteindruck, zu dem auch ein aktualisiertes Lay-Out beiträgt, kann dies allerdings kaum verderben (Rowohlt-Verlag, 16,80 DM).

Weiterhin empfehlenswert: „Keith Richards und die Rolling Stones“ von Barbara Charone. Die definitive Bio über den mythischen Rock’n’Roll-Opa gehört, neben Greenfields 72er-Tour-Report, zum Besten, was je über die Stones zu Papier gebracht wurde, kam sogar zu einer Übersetzung und wurde jetzt als portemonnaiefreundliches Taschenbuch neu aufgelegt (Fischer, Bd. 2983, 14,80 DM).

Nicht empfehlenswert: „Klaus Lage, …und es hat ZOOM gemacht“, herausgegeben von Frank Laufenberg. Ein flaues Textsammelsurium über das Aushängeschild der neuen deutschen Hemdsarmeligkeit (Rowohlt, Bd. 5646,7,80 DM).