Nahtoderfahrung im Hotel Mama


Zuerst hielten es Goldrush miteinander nicht mehr aus. Dann trafen sie ein Jugendidol und fanden neue Wege.

Meinst du, du hast alles?“ Robin Bennett muss jetzt wirklich los. „Ich arbeite halbtags im Buchladen meines Vaters. Da muss ich mich langsam blicken lassen.“ Das Geld, das er sich dort dazuverdient, kann der Goldrush-Sänger im Moment gut gebrauchen: Erst vor zwei Tagen ist er wieder in eine eigene Wohnung gezogen, raus aus dem Haus seiner Eltern in Oxford, wo er ein Jahr lang in seinem Jugendzimmer gelebt hat. „An der Wand über dem Bett ist ein Bild von einem Tiger“, erzählter. „Das habe ich gemalt, als ich zwölf war.“ Mit Ende 20 noch mal im Hotel Mama absteigen – besonders angenehm ist das nicht. Aber was will man machen? Das Leben auf Tour hatte die Band aus Oxfordshire nicht nur finanziell, sondern auch nervlich ausgelaugt. „Wir konnten es kaum mehr aushalten, im seihen Raum zu sein „, erinnert sich Robin an ein Treffen im Studio im kalifornischen Joshua-Tree-Nationalpark. Zwei Mitglieder kamen viel zu spät an, Robins Bruder und Goldrush-Keyboarder Joe tauchte gar nicht auf. „Die Stimmung war ziemlich mies.“

Da war es besser, erst mal getrennte Wege zu gehen. Joe Bennett zog nach New York, Bassist Hamish wurde Vater, Drummer Graham verdingte sich als Fernfahrer. Nur Robin und Gitarrist Garo Nahoulakian wollten die Musik nicht so einfach drangeben. Wieder bei den Eltern einzuziehen, war da die einzige Möglichkeit. Auf dem alten CD-Player in der Küche ließen sich Mr. und Mrs. Bennett ab und zu die Rohfassungen der Songs vorspielen. „Aufdem Ding klingt eigentlich jede Musik furchtbar, aber es gefiel ihnen trotzdem. Sie haben uns sehr darin bestärkt, weiterzumachen.“

In einem Schuppen hinter dem Haus von Garos Eltern, der mit Hammondorgel, Klavier und Laptop fast überfüllt war, arbeiteten die beiden oft bis sechs Uhr früh an den Songs für THE heartis the place. Für einige Zeit stieß auch ein Freund aus den USA dazu: der Songwriter Danny Black. „Wir haben ihn über Mark Gardenerkennengelernt , lenkt Robin das Gespräch auf eine Nebenstraße. Von dem Frontmann der 1996 aufgelösten Shoegazerhelden Ride hat man zuletzt kaum was gehört. „Er hat später noch in einer Band‘ namensThe Animalhousegespielt, dann in Frankreich gelebt und gar nichts mehr gemacht“, weiß Robin. Vom Erfolg eines Best-Of-Ride-Albums zum Weitermachen animiert, holte Gardener sich vor ein paar Jahren bei einem Gig in Oxford Goldrush, die damals ein Ride-Cover im Programm hatten, auf die Bühne. „Ride gehören zu den Helden meiner Jugend. Es war erst ein komisches Gefühl, ihn mit uns singen zu hören. Aber als wir mit ihm aufTour waren, hat sich das gelegt.“ Man entdeckte die gemeinsame Liebe zu Bands wie Buffalo Springneid und Crosby, Stills, Nash &. Young, die auch die Songs auf these beautiful ghoSts prägt, das Gardener nun zusammen mit Goldrush veröffentlicht. „Er geht sehr spontan und euphorisch an die Musik heran. Ah wir zusammen an Songs geschrieben haben, ging das in null Komma nichts.“

Die Songs des neuen Goldrush-Albums nahmen etwas mehr Zeit in Anspruch. „Unsere letzte Platte ozona war sehr inhomogen, weildie Songs aus verschiedenen Zeitabschnitten stammten. Diesmal wollten wir von Anfang an eine einheitliche klangliche Vision entwickeln „, sagt Robin . „Vor allem über die Inhalte der Songs haben wir sehr lang diskutiert.“ Dass einige davon durch das Buch eines amerikanischen Wissenschaftlers über Nahtoderfahrunen inspiriert sind, sollte nicht verwundern bei einer Band, die das eigene Ende schon so deutlich vor Augen hatte. >» www.goldrush.mu