Neil Young & Crazy Horse


Pearl Jam hin, Crosby, Stills & Nash her: In Gesellschaft des verrückten Pferdes fühlt sich der alte Häuptling Young am wohlsten. Die schon 27 Jahre dauernde Verbindung von Neil Young und Crazy Horse läßt sich am ehesten mit der idealen Ehe vergleichen, von der man soviel hört, die es aber so selten gibt: Die Partner respektieren sich, verstehen sich blind, entwickeln sich gemeinsam weiter, spornen sich gegenseitig an, lassen sich den nötigen Freiraum und finden doch wieder zusammen. Seit 1969 geht das schon so. Damals traf ein vom Gezanke des Multimillionenunternehmens Crosby, Stills, Nash & Young und dem seiner Meinung nach ungenügend produzierten Soloalbum genervter Neil Young auf eine ruppige Garagenband aus New York, die sich The Rockets nannte. Danny Whitten (Gitarre), Billy Talbot (Baß) und Ralph Molina (Schlagzeug) waren laut Young „ziemlich toughe Jungs, und deswegen war auch unsere Musik so tough“. Hörbarer Beweis: das epochale Album ‚Everybody Knows This Is Nowhere‘, auf dem Neil Young mit ‚Cowgirl In The Sand‘ und ‚Down By The River‘ die ersten ausufernden Gitarren-Exkursionen unternahm, die für ihn so typisch werden sollten, während Crazy Horse ihren Frontmann mit stolzem unbeugsamen Lärm begleiteten. Als Whitten 1973 an einer Überdosis Heroin starb, veränderte sich „die Dynamik der Band, nicht das Feeling. Vor allem das Verständnis mit Ralph Molina und Billy Talbot ist einmalig. Diese Jungs werden nie zu ersetzen sein.“ Zwei Jahre nach ‚Tonights The Night‘, einem gespenstisch-genialen Requiem für Whitten, trommelte Young Crazy Horse wieder zusammen, um das großartige Album ‚Zuma‘ einzuspielen. Den Platz von Whitten nahm Frank „Poncho“ Sampedro ein. In dieser Besetzung gelangen Young die Meilensteine seiner wechselvollen Karriere: das vom Punk beeinflußte ‚Rust Never Sleeps‘ (1979); die wilden Gitarrenausbrüche bei bis zum Anschlag aufgedrehten Verstärkern von ‚Ragged Glory‘ (1990); die beiden Live-Epen ‚Live Rust‘ (1979) und ‚Weld‘ (1991); und schließlich die bis dato letzte Kooperation, das zwischen heftigen Attacken und spannungsreicher Zurückhaltung changierende ‚Sleeps With Angels‘ (1994), das unter anderem eine Hommage an Kurt Cobain enthält. Vor diesem Hintergrund schien die darauf folgende Zusammenarbeit mit Pearl Jam ein logischer Schritt. „Ich habe gerne mit Pearl Jam gespielt“, bekannte Young. Aber sein Herz hatte er an das verrückte Pferd verloren: „Ich bin nur ein Teil von Crazy Horse. Wir sind nie Neil Young und Crazy Horse. Wenn auf einer unserer Platten ein Gitarrensolo von mir ist, ist das kein Gitarrensolo, sondern nur ein instrumentaler Teil des Stückes.“ Wenn Young und seine drei Blutsbrüder auf den Kriegspfad über deutsche Konzertbühnen gehen, wird ihnen beim Hamburger Gig am 13. Juli ein anderer Häuptling Gesellschaft leisten: Bob Dylan. Young und Dylan: zwei Beispiele, wie Musiker in Würde altern können. Und dann ist da noch das Versprechen, das Young auf ‚One Of These Days‘, einem Song seines 92er Albums ‚Harvest Moon‘, gegeben hat: „Eines Tages werde ich mich hinsetzten und einen langen Brief schreiben an all die guten Freunde, und ich werde mich bedanken bei den rauhen Jungs, die diesen Rock’n’Roll gespielt haben.“ Wir wissen, wer gemeint ist.