Neil Young – The Archives Vo . 1 1963-1972


Journey Through The Past

Auf acht CDs bzw. zehn DVDs/ BIu-Ray-Discs: Teil eins des groß angelegten Überblicks über die Karriere des einzigartigen Folk’n Country’n’Hardrockers. Wahrscheinlich kommt im Leben eines jeden Menschen irgendwann der Punkt, an dem er sich seiner Vergänglichkeit bewusst wird. Musiker nehmen das gerne zum Anlass, mit der Historisierung des eigenen CEuvres zu beginnen, im Glauben, etwas für „die Ewigkeit“ zu schaffen – etwas, das bleibt. Dass der erste Teil der seit zwei Jahrzehnten immer wieder angekündigten ARCHIVES-Serie jetzt erscheint, mag auch damit zu tun haben, dass der CD-kritische Neil Young heute mit DVD-Audio und Blu-Ray-Disc über die technischen Möglichkeiten verfügt, die seine Vorstellung eines „analogen“ Klangs und der interaktiven Präsentation seiner musikalischen Vergangenheit am besten umsetzen. Aber es hat sicher auch etwas mit dem Wunsch nach Unsterblichkeit zu tun, Young ist 63 Jahre alt. Auf der anderen Seite sind angekündigte und nicht veröffentlichte Platten der Stoff, aus dem moderne Mythen gemacht werden, bieten Archivausgrabungen für Hobbyhistoriker Romantik und einen Hauch Abenteuer in ihrem second life, die ihnen ihr firsl Ujc nicht bieten kann. Es geht darum, die letzten Geheimnisse der Vergangenheit zu lüften in einer multimedialen und vernetzten Welt, in der nichts Gegenwärtiges mehr geheim bleibt. THE ARCHIVES VOL. 1 1963-1972 erscheint in drei unterschiedlichen physischen Formaten. Die DVDund Blu-Ray-Versionen enthalten zehn Discs, die CD-Ausgabe acht (die beiden EARLYYEARS-Discs passen auf eine CD, der 1974er Film „Journey Through The Past“ fehlt). Vom Standpunkt des buchhalterischen Historik-Nerds sind die beiden Discs I-.AKI.Y YKARS (1963-1965 und J966-1968) die Höhepunkte der Sammlung mit fast 130 Songs – davon 43 bisher unveröffentlichten. Die Reise in die Vergangenheit beginnt mit sechs Aufnahmen von Youngs früher kanadischer, Shadows-beeinflusstcr Band The Squires (u.a. die Single „Aurora“ / „The Sultan“). Es folgen archaische Folksongs, die Young mit seinem High-School-Freund Comrie Smith und solo (u.a. Demoversionen von „Sugar Mountain“ und „Nowadays Clancy Can’t Even Sing“) aufgenommen hat. Dann: die teilweise komplex und rockopernhaft konstruierten Songs von Buffalo Springfield (mit Stephen Stills, Richie Furay und Jim Messina), jener früh an den Mechanismen des Musikbusiness und den Egoproblemen ihrer Mitglieder zerbrochenen Folkrock-Band, die als Ausbildungsbetrieb für die wichtigsten Genrebands der 70er-Jahrc fungierte. Den frühen Solojahren folgt die Elektrifizierung des Folk-Rock mit Crazy Horse, mit der Neil Young einen unschätzbaren Einfluss auf den Verlauf der Musikgeschichte genommen hat. Die Neil Young 12. November 1945 in Toronto. Kanada 1960-1961: Thejades 62-65: The Squires 65-66: The ilynab Birds 66-6H: Buffalo Springfleld ah 6H: Solokarriere ah 69: Crosby, Slills. i’tisb & Young Fulkl-Rock), Counlry (-Rock). Huri/rock The Shailoii’s. Jimi llemlrix. Bob Dylan Sonic Youth. Dinosaur //… Nirvana, Tecatronic Reise endet mit Disc 8 NORTH COIJN-TRV( 1971-1972) mit zahlreichen Aufnahmen aus der HARVEST-Zeit. Die Geschichte der frühen Jahre des zwischen Reaktion und Fortschrittsglaube, Patriotismus und Gesellschaftskritik hm und her gerissenen Neil Young wird erzählt in unveröffentlichten Liedern, Alternativversionen, Outtakes, Liveaufnahmen, Schlüsselsongs von Singles und Alben, darunter die ultrarare 1972er Single „War Song“ von Neil Young & Graham Nash With The Stray Gators.

Die beiden Live-Dics I.IVE AT Till-; FIU.M0RE EAST (NEW YORK 19701 und LIVE AT MASSEY HALL (TORONTO W) waren vorher schon separat in der ARCHIVE PERFORMANCE SERIES zu haben. Die dritte, LIVE AT THE RIVER-BOAT (TORONTO 1969), macht einen bekifften Solo-Akustik-Auftritt Neil Youngs zugänglich, der aber nicht die Intensität des bereits veröffentlichten vergleichbaren SI ! (1AK MOUNTAIN – LIVE AT CANTERBLRY HOIISE 1968 erreicht. THE ARCHIVES ist mehr als eine Karnereretrospektive, sondern auch ein Denkmal für den physischen Tonund Bildrrägcr. Wie hier mit den Möglichkeiten digitaler Medien umgegangen wird, ist beispiellos in der Geschichte des Tonträgers – es gibt in interaktiven Menüs Fotos, Songtexte, Memoiabilia, Dokumente, eine Timeline und Presseausschnitte zu fast jedem Song plus ein 236-Seiten-Hardcover-Buch. Das kann kein Download bieten – man muss es nur zu schätzen wissen.

www.neilyoung.com